Dienstag, 21 August 2018 : Kommentar Juliana von Norwich

Christus ist unser Weg (Joh 14,6). Er führt uns sicher in seinen Geboten, machtvoll trägt er uns zum Himmel in seinem Leib. Ich habe gesehen, wie er in sich uns alle, die er retten will, birgt, wie er uns demütig seinem himmlischen Vater zum Geschenk macht – ein Geschenk, das der Vater mit großer Dankbarkeit entgegennimmt und es liebenswürdig an seinen Sohn Jesus Christus zurückgibt. Dieses Geschenk und die Geste bedeuten Freude für den Vater, Glückseligkeit für den Sohn und Wohlgefallen für den Heiligen Geist. Von allem, was wir tun können, findet nichts mehr das Gefallen unseres Herrn, als wenn wir uns an der Freude erfreuen, die die Dreieinigkeit an unserem Heil hat […] Was immer wir fühlen mögen – Freude oder Trauer, Glück oder Unglück – Gott will, dass wir begreifen und glauben, dass wir wirklich mehr im Himmel als auf der Erde sind. Unser Glaube erwächst aus der natürlichen Liebe, die Gott in unser Herz gelegt hat, aus dem hellen Licht unserer Vernunft und unserer untrüglichen Intelligenz, die wir von Gott empfangen, sobald wir geschaffen sind. Wenn unserem empfindungsfähigen Leib die Seele eingehaucht ist, beginnen Barmherzigkeit und Gnade ihr Werk: sie nehmen sich unser an und behüten uns voller Mitleid und Liebe. Durch diese Einwirkung bildet der Heilige Geist in unserem Glauben die Hoffnung auf Rückkehr zu unserem [ursprünglichen] höherstehenden menschlichen Sein aus, hinein in die Macht Christi, zur Vollkommenheit entwickelt und geführt durch den Heiligen Geist […] Denn von dem Augenblick an, da unsere Seele empfindungsfähig geschaffen ist, wird sie zur Stadt Gottes, zubereitet für ihn seit Ewigkeiten her (Hebr 11,16; Offb 21,2-3). In diese Stadt kommt er; er wird sie niemals verlassen; denn Gott ist nicht außerhalb der Seele: er wird in ihr wohnen, in Glückseligkeit ohne Ende.

Zuletzt geändert: 20 August 2018