„Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und werden unser Herz in seiner Gegenwart beruhigen“ (1 Joh 3,18-19). Was heißt „in seiner Gegenwart“? Dort, wo Gott es sieht. Deshalb sagt der Herr selbst im Evangelium: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten“ (Mt 6,1) […] Du stehst vor Gott, also befrage dein Herz; siehe auf das, was du gemacht hast, und auf das, was du gewollt hast, als du es tatest: dein Heil oder eitle menschliche Ehre? Siehe ins Innere, denn der Mensch kann den nicht verurteilen, den er nicht sieht. Wenn wir unser Herz beruhigen wollen, dann sollen wir es beruhigen vor Gott. Wenn das Herz uns aber verurteilt, das heißt, wenn es uns innerlich anklagt, weil wir nicht in der Intention gehandelt haben, aus der heraus wir handeln sollten, [dann gilt:] „Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles“ (V. 20). Du verbirgst vor den Menschen den Grund deines Herzens; verbirg ihn vor Gott, wenn du es kannst! Wie kannst du ihn vor Gott verborgen halten, wenn ein Sünder voller Furcht oder Zerknirschung sagte: „Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?“ Wo ist denn Gott wirklich nicht gegenwärtig? „Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen“ (Ps 139(138),7-8). Wohin gehen? Wohin fliehen? Soll ich dir einen Rat geben? Wenn du vor ihm fliehen willst, dann fliehe zu ihm hin. Fliehe zu ihm, indem du ihm deine Sünden bekennst, nicht indem du dich vor ihm verbirgst. Denn du kannst dich nicht vor ihm verbergen, doch du kannst ihm deine Sünden bekennen. Sprich zu ihm: „Du bist mein Schutz“ (Ps 32(31),7); und entfache in dir immer mehr die Liebe, die einzig zum Leben führt.