Solange ich mich des Lebensatems erfreue, den du, heiliger Vater und allmächtiger Gott, mir geschenkt hast, ebenso lange will ich dich feierlich bekennen als den ewigen Gott, aber auch als den ewigen Vater. Niemals werde ich mich aufwerfen zum Richter über deine Allmacht und deine Geheimnisse; niemals werde ich meine begrenzte Erkenntnis über die wahre Kenntnis deiner Unendlichkeit stellen; niemals werde ich behaupten, du seiest einmal ohne Weisheit und Kraft und ohne dein Wort gewesen, den eingeborenen Gott, meinen Herrn Jesus Christus. Denn wenngleich die menschliche Sprache schwach und unvollkommen ist, wenn sie von dir spricht, so wird sie doch nicht meinen Geist so sehr beschränken, dass die Armut an Sprechvermögen den Glauben im Nicht-sprechen-können erstickt […] Schon in der uns umgebenden Natur gibt es viele Dinge, deren Urgrund wir nicht kennen, ohne deswegen ihre Wirkungen zu verkennen. Und während wir aufgrund unserer Natur von diesen Dingen nur reden können, geht unser Glaube über in Anbetung. Wenn ich die Bahn der Sterne betrachte […] Ebbe und Flut des Meeres […] die im Samenkorn verborgene Kraft […] hilft mir meine Unwissenheit, über dich nachzusinnen; denn, wenn ich diese Natur, die mir zu Diensten ist, auch nicht begreife, erkenne ich dennoch deine Güte aus der bloßen Tatsache, dass sie da ist, um mir zu dienen. Kenne ich auch mich selbst nicht, so erfahre ich es, damit ich dich umso mehr bewundere, als ich mir unbekannt bin. Denn die Regung oder das bewusste Denken oder das Leben meines urteilsfähigen Geistes sehe ich nicht ein und erfahre es doch, und durch das Erfahren schulde ich es dir, der du noch über das Begreifen natürlich fassbaren Anfanges hinaus nach deinem Belieben den Sinn des freudeempfänglichen Wesens austeilst. Wenn ich in dem Meinigen unwissend bin und dich doch erkenne und wegen der Erkenntnis Verehrung erweise, so will ich auch in dem Deinigen deswegen nicht den Glauben an deine Allmacht lockern, weil ich Nicht-wissen habe […] Die Geburt deines ewigen Sohnes übersteigt selbst die Vorstellung von der Ewigkeit, sie liegt vor den ewigen Zeiten. Vor allem, was existiert, ist der aus dir Gottvater hervorgegangene Sohn. Er ist wahrer Gott […] Denn von dir darf nicht gelehrt werden, du seiest je ohne deinen (Sohn) gewesen […] So zielt also nur darauf die ewige Geburt ab, dass wir dich als den ewigen Vater des eingeborenen Sohnes kennen, der vor ewigen Zeiten aus dir hervorging.