Wenn der Herr die Armen seligpreist, so sagt er mit gutem Grund nicht: „Euch wird das Reich Gottes gehören“, sondern: „Euch gehört es“ […] Nahe am Reich Gottes sind diejenigen, die in ihrem Herzen bereits den König dieses Reichs besitzen und ihn darin tragen: ihm dienen, hat man gesagt, heißt herrschen […] Andere mögen sich um das Erbe dieser Welt zanken: „mir aber gibt der Herr das Erbe und reicht mir den Becher“ (vgl. Ps 15(16),5). Sollen sie doch untereinander darum streiten, wer am armseligsten unter ihnen ist: ich beneide sie nicht im Geringsten um das, wonach sie trachten, denn ich und meine Seele „wir freuen uns am Herrn“ (vgl. Ps 103(104),34). Du herrliches Erbe der Armen! Seliger Reichtum derer, die nichts besitzen! Du versorgst uns mit allem, was wir brauchen; mehr noch: Du bist angefüllt mit aller Herrlichkeit, du strömst über von jeglicher Freude, denn du bist „das überfließende Maß, mit dem wir beschenkt werden“ (vgl. Lk 6,38) […] Eure Seele, ihr Armen, rühme sich ihrer Niedrigkeit; mit Verachtung blicke sie auf das, was groß ist in dieser Welt […] Ewige Güter liegen bereit, und du ziehst ihnen vergängliche Dinge vor, die soviel wert sind wie ein Traum? […] Wie unglückselig sind doch Menschen, die die selige Armut würdig machte, vom Himmel geehrt, von der Welt bewundert und von der Hölle gefürchtet zu werden, und die dann, von Blindheit geschlagen, die Armut als ein Unglück und die Niedrigkeit als eine Schande betrachtet haben; Menschen, die reich werden wollten und sich dabei in den Fallstricken des Teufels verfangen haben, wo ihnen doch alles gehörte! Ihr nun, die ihr die Armut zur Freundin habt und die Bescheidenheit des Herzens köstlich findet – euch schenkt die ewige Wahrheit die Gewissheit, das Himmelreich schon als Besitz zu haben, sie hütet für euch in Treue das für euch vorherbestimmte Reich.