Unglückseliger Adam! Was hast du bloß, über die Gegenwart Gottes hinaus, noch gesucht? Jetzt aber, du Undankbarer, sinnierst du über deine Missetat: „Nein, ich werde sein wie Gott!“ (vgl. Gen 3,5). Welch unerträglicher Stolz! Soeben erst wurdest du aus Ton und Schlamm geformt und willst jetzt in deiner Anmaßung sein wie Gott? […] So hat der Stolz den Ungehorsam gezeugt, die Ursache unseres Unglücks […] Welche Demut könnte einen solchen Stolz wieder gutmachen? Welch menschlicher Gehorsam eine solche Schuld sühnen? Wie könnte ein Gefangener einen Gefangenen befreien? Wie ein Unreiner einen Unreinen? Ist also dein Geschöpf, o Gott, dem Verderben ausgeliefert? „Hat Gott vergessen, dass er gnädig ist? Oder hat er im Zorn sein Erbarmen verschlossen?“ (Ps 77(76),10). Nein! „Ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke - Spruch des HERRN -, Gedanken des Friedens und nicht des Unglücks“ (vgl. Jer 29,11). Beeile dich, Herr, komm schnell! Schau auf die Tränen der Armen! „Das Stöhnen des Gefangenen komme vor dein Angesicht!“ (Ps 79(78),11). Welch glücklicher Augenblick, welch heller und ersehnter Tag, wenn die Stimme des Vaters ertönt: „Wegen der Unterdrückung der Schwachen, wegen des Stöhnens der Armen stehe ich jetzt auf“ (Ps 12(11),6). […] Ja, „hilf doch, HERR, der Fromme ist am Ende, ja, verschwunden sind die Treuen unter den Menschen“ (vgl. Ps 12(11),2).