„Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm“ (1 Kön 19,11). Dann kam ein Erdbeben, und nach dem Sturm zuckten Blitze; Elija begriff, dass Gott auch da nicht war. Diese Naturphänomene hatten zum Ziel, den ansonsten lobenswerten Eifer des Propheten in den Grenzen seines Auftrags zu halten und ihn durch die Zeichen göttlicher Autorität beispielhaft zu lehren, dass Strenge sich durch Barmherzigkeit mäßigen müsse. Dem verborgenen Sinn nach waren die Wirbelwinde, die dem Kommen Gottes vorausgingen, die Erdbeben und die von den Winden geschürten Feuersbrünste Vorläufer des Endgerichts […] „Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln“. Mit diesem Symbol hält Gott den unmäßigen Eifer des Elija zurück. Er möchte ihm auf diese Weise sagen: „Du siehst, dass ich keinen Gefallen habe an den entfesselten Winden, auch nicht an den fürchterlichen Erdbeben und auch nicht an Blitzen. Warum ahmst du nicht die Sanftheit deines Gottes nach? Warum nimmst du nicht ein wenig von dem Eifer zurück, der in dir brennt, und wirst eher Beschützer als Ankläger der Männer dieses Volkes?“ Das sanfte Säuseln steht für die Freude des seligen Lebens, das den Gerechten geschenkt wird, wenn am Ende der Zeiten furchtbar Gericht gehalten wird über alles und alle […] „Als Elija es [das Säuseln] hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija? Er antwortete: Mit Leidenschaft bin ich für den HERRN, den Gott der Heerscharen, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen“ haben. Der Prophet hielt sich am Eingang der Höhle auf und wagte nicht, sich Gott zu nähern, als dieser kam. Er bedeckte sein Gesicht, weil er glaubte, er sei unwürdig, Gott zu sehen […] Und doch hatte er ein Zeichen der göttlichen Milde vor Augen, und was ihn noch stärker hätte berühren müssen: er machte in den Worten, die Gott an ihn richtete, persönlich die Erfahrung der wunderbaren Güte Gottes. Wer wäre nicht hingerissen vom Wohlwollen einer solch großen Majestät, von einer so liebenswürdigen Frage: „Was willst du hier, Elija?“