Dass die Pädagogik ein Führen von Kindern ist, das ist aus dem Wort klar; es bleibt noch übrig, genau zu betrachten, was die Schrift mit dem Wort „Kinder“ meint, und dann ihre Leitung dem Erzieher zu übergeben. Die „Kinder“ sind wir; auf vielerlei Art aber spricht die Schrift von uns, und auf mancherlei Weise benennt sie uns sinnbildlich (allegorisch), indem sie abwechselnd mit verschiedenen Worten die Einfalt des Glaubens bezeichnet. So heißt es in dem Evangelium: „Der Herr stand am Ufer und sagte zu seinen Jüngern, die gerade fischten: Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ (vgl. Joh 21,4–5), wobei er die als Kinder anredete, die bereits im Stande von Jüngern waren. „Und sie brachten Kinder zu ihm“, heißt es, damit er ihnen die Hände auflege und sie segne; und als die Jünger es hindern wollten, sagte Jesus: „Lasset die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Himmelreich“ (vgl. Mt 19,13f.). Was aber das Gesagte bedeutet, wird uns der Herr selbst erklären, wenn er sagt: „So ihr nicht umkehrt und wie diese Kinder werdet, werdet ihr nimmermehr in das Himmelreich eingehen“ (vgl. Mt 18,3), wobei er in diesem Falle nicht sinnbildlich von der Wiedergeburt sprach, sondern uns die bei Kindern zu findende Einfalt zur Nachahmung vor Augen stellte. […] Kinder sind also in Wahrheit die, welche Gott allein als Vater kennen, die einfältig und kindlich und unschuldig sind […] Den in der Lehre Fortgeschrittenen also gab er jene Mahnung, womit er sie aufforderte, nicht auf die Dinge auf dieser Erde zu achten, und sie ermahnte, wie Kinder nachahmend nur auf den Vater zu achten. Deshalb sagt er auch in den darauf folgenden Worten: „Sorgt nicht um den morgigen Tag; jeder Tag hat an seiner eigenen Plage genug“ (vgl. Mt 6,34). So mahnt er, die Lebenssorgen aufzugeben und sich nur fest an den Vater zu halten. Und wer dieses Gebot erfüllt, der ist in der Tat unmündig und ein Kind für Gott und die Welt, für die Welt als vom rechten Wege abgeirrt, für Gott als von ihm geliebt.