Bei all den Werken wahrer, vollkommener Nächstenliebe, von denen ich zu euch spreche, wird nichts mit den Händen oder den Füßen gemacht – also kann niemand behaupten, er sei dazu nicht in der Lage oder er sei gebrechlich. […] Niemand kann sich hier auf glaubwürdige Weise herausreden und sagen, er könne diese Ratschläge nicht umsetzen. Denn es wird dir ja nicht gesagt: „Faste strenger als du kannst, bleib nachts länger wach, als es deine Kräfte erlauben“ […]; du bist nicht verpflichtet, all dein Hab und Gut zu verkaufen und alles den Armen zu geben, noch jungfräulich zu bleiben. […] Wer all das kann, der möge Gott dafür danken. Und wer das nicht kann, der bewahre die wahre Nächstenliebe, und mit ihr wird er alles besitzen, denn die Liebe genügt, auch ohne all diese guten Werke. Aber diese guten Werke ohne die Liebe sind zu nichts nütze. Deshalb sage ich euch das alles immer wieder, geliebte Brüder, damit ihr immer besser verstehen könnt, dass keiner geltend machen kann, die Gebote Gottes nicht erfüllen zu können. […] Bewahrt euch also das sanfte und heilsame Band der Liebe, ohne dass der Reiche arm und mit dem der Arme reich ist. Was besitzt denn der Reiche, wenn er die Liebe nicht hat? […] Und da, wie der Evangelist Johannes sagt, „Gott die Liebe ist“ (vgl. 1 Joh 4,8), was kann denn dem Armen fehlen, wenn er durch die Liebe verdient, Gott zu besitzen? […] Liebt also, geliebte Brüder, und bewahrt die Liebe; ohne die niemand Gott je sehen wird.