Wir müssen uns daran erinnern, dass das wesentliche Merkmal Jesu, jenes, das seine Würde ausdrückt, sein „Sohn-Sein“ ist […] Die Ausrichtung seines Lebens, das ursprüngliche Motiv und das Ziel, wodurch es geprägt wurde, kommen in einem einzigen Wort zum Ausdruck: „Abba, lieber Vater“. Jesus wusste, dass er nie allein war, und bis zum letzten Schrei am Kreuz gehorchte er dem, den er Vater nannte und nach dem er sich ganz ausstreckte. Das allein erklärt, warum er sich letztlich geweigert hat, sich König oder Herr zu nennen oder einen anderen Machttitel zu beanspruchen. Vielmehr griff er auf ein Wort zurück, das wir auch mit „kleines Kind“ übersetzen könnten. Man kann also Folgendes sagen: Wenn das Kind-Sein in der Verkündigung Jesu einen so außerordentlichen Platz einnimmt, dann deshalb, weil es am tiefsten seinem persönlichen Geheimnis, seiner Sohnschaft, entspricht. Seine höchste Würde, die auf seine Gottheit hinweist, besteht letztlich nicht in einer Macht, über die er hätte verfügen können; sie gründet sich auf sein Ausgerichtet-Sein auf den Anderen: Gott den Vater. Der deutsche Exeget Joachim Jeremias sagt sehr zutreffend, ein Kind im Sinne Jesu zu sein, bedeute zu lernen, „Vater“ zu sagen.