Bete nicht um die Erfüllung deiner Wünsche; denn sie entsprechen nicht notwendigerweise dem Willen Gottes. Bete vielmehr gemäß der Lehre, die du erhalten hast: Dein Wille geschehe an mir (vgl. Mt 6,10); und ebenso bitte ihn in allen Dingen darum, dass sein Wille geschehe; denn er will das Gute und deiner Seele Nützliche, wohingegen du nicht unbedingt danach trachtest. Oft bat ich in meinen Gebeten um die Erfüllung dessen, was ich für mich als gut erachtete, und ich beharrte auf meiner Bitte und tat dem Willen Gottes törichterweise Gewalt an, statt mich ihm zu überlassen, damit er das verfüge, was er für mich als nützlich erkannte. Bei Erhalt des Gewünschten war dann aber mein Bedauern groß, nicht doch lieber gewünscht zu haben, dass der Wille Gottes geschehe, anstatt der meine; denn die Sache ging nicht immer so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wer ist gut außer Gott? Also überlassen wir doch alles ihm, was uns betrifft, und es wird uns gut gehen. Denn wer gut ist, schenkt notwendigerweise auch hervorragende Gaben. Bekümmere dich nicht, wenn du nicht sofort von Gott bekommst, worum du bittest; er will dir nämlich noch mehr des Guten tun, und zwar dadurch, dass du beharrlich bei ihm bleibst im Gebet. Was gibt es in der Tat Erhebenderes als mit Gott zu reden und hingezogen zu werden in die Vertrautheit mit ihm? […] Wolle nicht, dass deine Angelegenheiten sich nach deinen Vorstellungen regeln, sondern nach Gottes Wohlgefallen. Dann wirst du ohne Unruhe sein und dein Gebet voller Dankbarkeit.