„Folge mir!“ Diese Worte spricht Jesus […] zu jedem Christen. Folge mir nach, nackt, wie auch ich nackt bin, frei von jedem Hindernis, wie auch ich es bin. [Durch] Jeremia sagt [Gott]: „Ich dachte, du würdest mich Vater nennen und dich nicht abwenden von mir“ (Jer 3,19). Folge mir also nach, und lege die Lasten ab, die du trägst. Du kannst mir, so beladen wie du bist, bestimmt nicht folgen, denn ich eile rasch voran. „Ich eilte voller Durst“ (vgl. Ps 61,5 LXX), sagt der Psalm über mich. Es ist der Durst, die Menschheit zu retten. Und wohin eilt er? Ans Kreuz. Eile auch du ihm nach. Wie er sein Kreuz für dich getragen hat, so nimm auch du dein Kreuz zu deinem Heil auf dich. Daher die Worte im Lukasevangelium: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst“, indem er seinem eigenen Willen widersagt; er „nehme täglich“, also ohne Unterlass, „sein Kreuz auf sich“, indem er seine Leidenschaften bezwingt, „und folge mir nach“ (vgl. Lk 9,23). […] Jesus spricht zu uns wie eine Mutter, die ihrem kleinen Kind das Laufen beibringen will, ihm ein Brot oder einen Apfel zeigt und zu ihm sagt: „Komm mir nach, dann gebe ich es dir.“ Und wenn das Kind so nahe dran ist, dass es das Versprochene fast greifen kann, geht sie einen kleinen Schritt zurück, zeigt ihm den Gegenstand und sagt ihm immer wieder: „Komm mir nach, wenn du es haben willst.“ Manche Vögel ziehen ihren Nachwuchs aus dem Nest und lehren sie im Fluge das Fliegen, ihnen nach. Ebenso handelt Jesus. Er gibt uns sich selbst zum Vorbild und verspricht uns seinen Lohn im Königreich, damit wir ihm nachfolgen. „Folge mir nach“, denn ich kenne den richtigen Weg und werde dich führen. Im Buch der Sprichwörter lesen wir: „Den Weg der Weisheit zeige ich dir, ich leite dich auf ebener Bahn. Wenn du gehst, ist dein Schritt nicht beengt, wenn du läufst, wirst du nicht straucheln“ (vgl. Spr 4,11–12). […] Deshalb: „Folge mir nach!“