Es dürfte wohl niemand dieses oder jenes erlangen, wenn er nicht so betet, mit solcher Gesinnung, mit diesem Glauben […] Man soll also nicht „plappern“ (vgl. Mt 6,7), auch nicht „unbedeutende Dinge“ erbitten, auch nicht um „Irdisches“ beten, auch nicht mit „Zorn“ und verwirrten „Gedanken“ (vgl. 1 Tim 2,8) zum Gebet kommen; ebenso wenig darf man denken, dass man sich ohne Reinheit „dem Gebet widmen“ könne (vgl. 1 Kor 7,5). Aber auch Vergebung der Sünden kann der Betende unmöglich erlangen, wenn er nicht „dem Bruder“, der gefehlt hat und Verzeihung erhalten will, „von Herzen vergibt“ (vgl. Mt 18,35). […] Und zuerst hat der innerlich zum Gebet Gesammelte unbedingt einen Nutzen, wenn er gerade durch seine Gebetshaltung ausdrückt, dass er sich vor Gott hinstellt und zu ihm, dem Gegenwärtigen, redet, in der Überzeugung, dass Gott ihn sieht und hört. Denn wie diese und jene Vorstellung und Erinnerung an das und jenes bei den Gegenständen, deren Erinnerung geweckt wird, die innerhalb solcher Vorstellungen erzeugten Gedanken befleckt, ebenso muss man überzeugt sein, dass in gleicher Weise Nutzen bringt die Erinnerung an Gott, an den man glaubt und der die Regungen in dem Innersten der Seele wahrnimmt, während diese sich in die geeignete Stimmung bringt, um dem, der „die Herzen prüft und die Nieren erforscht“ (vgl. Ps 7,10), als dem, der gegenwärtig ist und auf sie blickt und jedem Gedanken zuvorkommt, zu gefallen. […] Aus den heiligen Schriften lässt sich das Gesagte auf diese Weise begründen. „Reine Hände“ muss der Betende „erheben“ (vgl. 1 Tim 2,8) dadurch, dass er einen „jeden von denen, die sich an ihm vergangen haben, vergibt“ (vgl. Mt 6,12.14), die leidenschaftliche Erregung aus seiner Seele tilgt und niemandem grollt. […] Wie sollte dies nicht der glückselige Zustand sein? So lehrt Paulus, indem er im ersten Brief an Timotheus sagt: „Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit“ (1 Tim 2,8).