Das Wort kam aus sich, und es stieg unter sich selbst herab, als es Fleisch wurde und unter uns gewohnt hat (vgl. Joh 1,14), als es sich entäußerte und wie ein Sklave wurde (Phil 2,7). Seine Entäußerung war ein Abstieg. Es stieg jedoch herab, ohne seiner selbst beraubt zu werden, und wurde Fleisch, ohne aufzuhören, Wort zu sein, ohne die Herrlichkeit seiner Majestät durch die Annahme der Menschennatur zu trüben. […] So wie der Sonnenstrahl das Glas durchdringt, ohne es zu zerbrechen, und wie der sichtbare Strahl in eine reine und ruhige Flüssigkeit eintaucht – alles bis auf den Grund durchleuchtend –, ohne sie zu trennen oder zu teilen, ebenso kam das Wort Gottes in das jungfräuliche Gemach und verließ es wieder; der Schoß der Jungfrau blieb verschlossen. […] Der unsichtbare Gott wurde also ein sichtbarer Mensch. Leidensunfähig und unsterblich wurde er leidend und sterblich. Er, den die Beschränkungen unserer Natur nicht einschränken können, er wollte dort eingeschlossen sein. In den Schoß einer Mutter schließt der sich ein, dessen unermessliche Größe Himmel und Erde umfasst. Und den die Himmel der Himmel nicht fassen können, ihn umschließt der Leib Mariens. Wenn du wissen möchtest, auf welche Weise das geschah, so höre, wie der Erzengel [Gabriel] Maria den Vorgang des Geheimnisses mit folgenden Worten erklärt: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,35). […] Denn mehr als alle und vor allen hat er dich erwählt, damit du durch die Fülle der Gnade alle übertriffst, die vor dir oder nach dir gewesen sind oder sein werden.