Achte auf dich selbst. Beachte, dass das Böse, das dich von deinem Bruder trennt, nicht etwa in deinem Bruder, sondern in dir liegt. Eile, dich mit ihm zu versöhnen (vgl. Mt 5,24), um nicht gegen das Gebot der Liebe zu verstoßen. Schätze das Gebot der Liebe nicht gering. Denn durch dieses wirst du zum Kind Gottes. Doch wenn du es missachtest, wirst du dich als Sohn der Hölle wiederfinden. […] Hast du ein Leid erfahren wegen deines Bruders, und die Traurigkeit darüber hat dich zum Hass verführt? Lass dich nicht vom Hass besiegen, sondern besiege den Hass durch Liebe. Und so wirst du siegen: indem du aufrichtig zu Gott für ihn betest, seine Verteidigung anerkennst, ihn sogar bei seiner Rechtfertigung unterstützt, in der Erwägung, dass du selber für dein Leid verantwortlich bist, und indem du es mit Geduld durchstehst, bis sich die Wolke verzogen hat. […] Lass nicht zu, dass du die geistliche Liebe verlierst, denn es ist dem Menschen kein anderer Weg zum Heil gegeben. […] Eine vernunftbegabte Seele, die in sich Hass gegen einen Menschen nährt, kann nicht mit Gott in Frieden sein, der die Gebote gegeben hat. „Denn“, sagt er, „wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, dann wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (vgl. Mt 6,14–15). Wenn ein Mensch nicht im Frieden mit dir sein will, hüte du dich wenigstens vor Hass, indem du aufrichtig für ihn betest und zu niemandem schlecht über ihn redest. […] Bemühe dich nach Möglichkeit, jeden Menschen zu lieben. Und wenn du das noch nicht kannst, hasse wenigstens niemanden. Aber auch das wirst du nicht können, wenn du die Dinge der Welt nicht geringschätzt. […] Die Freunde Christi lieben wirklich alle Lebewesen, aber sie werden nicht von allen geliebt. Die Freunde Christi verbleiben bis zum Ende in ihrer Liebe. Die Freunde der Welt jedoch bleiben so lange Freunde, bis die Welt sie dazu bringt, auf einander loszuschlagen.