„Jesus also, ermüdet von der Reise, setzte sich so hin an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde.“ Nun beginnen die Geheimnisse. Denn nicht umsonst wird Jesus müde; nicht umsonst wird die Kraft Gottes müde […] Deinetwegen ist Jesus ermüdet von der Reise. Wir finden die Kraft Jesus, wir finden den schwachen Jesus; den starken und den schwachen Jesus: den starken, denn „im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott“. Willst du sehen, wie stark dieser Sohn Gottes war? „Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nichts geworden“; und ohne Anstrengung ist es geworden. Was ist also stärker als der, durch den ohne Anstrengung alles geworden ist? Willst du den schwachen kennenlernen? „Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,1.3.14). Die Stärke Christi hat dich erschaffen, die Schwäche Christi hat dich neugeschaffen. Die Stärke Christi hat bewirkt, dass sei, was nicht war; die Schwäche Christi hat bewirkt, dass nicht verloren gehe, was war. Er hat uns erschaffen durch seine Stärke, uns gesucht durch seine Schwäche. Er nährt also, selbst schwach, die Schwachen, wie eine Henne ihre Jungen; denn dieser hat er sich ähnlich gemacht: „Wie oft wollte ich“, sagt er zu Jerusalem, „deine Kinder unter die Flügel versammeln, und du hast nicht gewollt“? (Mt 23,37). […] So also wird Jesus schwach, müde von der Reise. Seine Reise ist das Fleisch, das er für uns angenommen hat. Denn wie kann man bei dem von einer Reise reden, der überall ist, der nirgends abwesend ist? Er geht und kommt, aber er würde zu uns nicht kommen, wenn er nicht die Gestalt des sichtbaren Fleisches angenommen hätte. Weil er also, um zu uns zu kommen, sich in der Weise würdigte, dass er durch Annahme des Fleisches in Knechtsgestalt erschien, so ist die Annahme des Fleisches seine Reise. Was heißt darum „müde von der Reise“ anderes als Ermüdung im Fleisch? Jesus wird schwach im Fleisch, aber werde du nicht schwach; in seiner Schwäche sollst du stark sein; denn was schwach ist an Gott, ist stärker als die Menschen (1 Kor 1,25).