Dieses also ist das Wesen der Vollkommenheit, dass wir immer und überall dem himmlischen Vater zu gefallen suchen, damit er dadurch verherrlicht werde, damit sein Reich in uns gefestigt und sein Wille in uns erfüllt werde. […] Das Ergebnis solch innerer Gesinnung ist, dass wir „an jeglichen guten Werken Frucht bringen“, wie Paulus sagt (Kol 1,10). Hat nicht der liebe Heiland selbst eine solche Vollkommenheit als Verherrlichung Gottes bezeichnet: „Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Frucht bringt“ (Joh 15,8)? Wo aber sollen wir die Kraft schöpfen, die all unsere Handlungen befruchten und uns fähig machen soll, dem Vater jene reiche Ernte zu bringen, durch die wir ihn verherrlichen? Diese geheimnisvolle Kraft ist die Gnade, die uns nur durch Christus zuteilwird. Nur wenn wir mit ihm vereint bleiben, können wir göttliche Fruchtbarkeit erlangen: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht“ (Joh 15,5). Wenn wir „ohne ihn nichts tun können“, was Gottes würdig wäre, so bringen wir mit ihm und in ihm viele Frucht; denn er ist der Weinstock, und wir sind die Reben (Joh 15,5). Da könnte man nun fragen: Ja, wie bleiben wir denn in ihm? Zunächst durch den Glauben. Paulus sagt, dass „Christus durch den Glauben in unserm Herzen wohne“ (Eph 3,17). – Sodann durch die Liebe: „Bleibet in meiner Liebe“ (Joh 15,9), in der Liebe, die im Verein mit der Gnade uns ganz und gar dem Dienste Christi und der Erfüllung seiner heiligen Gebote anheimgibt. […] Wir müssen uns also eifrigst bestreben, in allem mit Christo vereinigt zu bleiben, ihn als unser Vorbild ständig vor Augen zu haben und gleich ihm alles aus Liebe zu tun: „Ich liebe den Vater“ (Joh 14,30) – „ich tue immer, was dem Vater wohlgefällig ist“ (Joh 8,29). Dies ist das Geheimnis der Vollkommenheit, dies das unfehlbare Mittel, auch auf uns jenes Wohlgefallen herabzuziehen, das der Vater „an seinem eingeborenen Sohne hat“ (Mt 3,17).