„Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden“ (Mt 5,4). Durch dieses Wort will der Herr uns zu verstehen geben, dass der Weg zur Freude über das Weinen führt. Durch Betrübnis gelangt man zur Tröstung. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden; wer es hasst, liebt es; wer es verachtet, bewahrt es (vgl. Mt 16,24–25). Wenn du dich selber erkennen und zügeln willst, geh in dich und suche dich nicht draußen […]. Geh in dich, du Sünder, geh dorthin, wo du bist, in dein Herz […]. Wird der Mensch, der in sich geht, sich nicht in einem fernen Land entdecken, wie der verlorene Sohn, in einer ihm fremden Gegend, auf fremder Erde, wo er im Gedenken an seinen Vater und sein Heimatland sitzt und weint? (vgl. Lk 15,17). […] „Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9). Vielleicht noch im Dunkel, damit du dich nicht selber siehst; um deine Blöße zu bedecken, heftest du Feigenblätter zusammen und betrachtest das, was um dich herum ist und dir gehört. […] Schau in dich hinein, schau dich an […]. Kehr in dein Inneres zurück, du Sünder, komm zurück zu deiner Seele. Schau und weine um diese Seele, die der Eitelkeit, der Umtriebigkeit ausgeliefert ist und sich aus ihrer Gefangenschaft nicht befreien kann. […] Es ist offensichtlich, Brüder, wir leben außerhalb von uns selbst, wir vergessen uns selbst, wann immer wir uns in Geschwätz oder Ablenkungen zerstreuen, wenn wir Geschmack finden an Nichtigkeiten. Und deshalb ist es stets das Herzensanliegen der göttlichen Weisheit, eher in das Haus der Buße einzuladen als in das Haus der Genüsse, also den Menschen, der außerhalb seiner selbst war, in seinem Innern zu erinnern, indem sie sagt: „Selig, die weinen“ (vgl. Lk 6,21), und an anderer Stelle: „Weh euch, die ihr jetzt lacht“ (Lk 6,25). Meine Brüder, seufzen wir in der Gegenwart des Herrn, denn seine Güte führt zur Vergebung; kehren wir um zu ihm „mit Fasten, Weinen und Klagen“ (Joel 2,12) über uns selbst, damit eines Tages […] seine Tröstungen unsere Seelen erquicken. Selig sind wirklich diejenigen, die weinen, nicht, weil sie weinen, sondern weil sie getröstet werden. Das Weinen ist der Weg; Trost ist die Seligkeit.