Sonntag, 11 Oktober 2020 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Habt ihr begriffen, wer dieser König ist, der Vater eines Sohnes, der selbst König ist? Er ist es, von dem der Psalmist sagt: „Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, dem Königssohn gib dein gerechtes Walten“ (Ps 72(71),1). […] „Er richtete seinem Sohn die Hochzeit aus.“ Der Vater feierte also die Hochzeit seines königlichen Sohnes, als er ihn im Geheimnis der Menschwerdung mit der Kirche vereinte. Und der Schoß der Jungfrau Maria war das Hochzeitsgemach dieses Bräutigams. Deshalb heißt es in einem anderen Psalm: „Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam“ (Ps 19(18),5–6). […] Er schickte also seine Diener, um seine Freunde zur Hochzeit einzuladen. Er schickte sie ein erstes und dann ein zweites Mal, d. h. zuerst die Propheten, dann die Apostel, um die Menschwerdung des Herrn zu verkünden. […] Durch die Propheten kündigte er die Menschwerdung seines Sohnes als zukünftiges Ereignis an, durch die Apostel predigte er sie, als sie sich erfüllt hatte. […] „Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden.“ Auf sein Feld gehen, das bedeutet, sich den irdischen Aufgaben ungehemmt hinzugeben; in seinen Laden gehen bedeutet, in den Angelegenheiten dieser Welt gierig auf Gewinn aus zu sein. Beide versäumen es, über das Geheimnis der Menschwerdung des Wortes – des Wortes Gottes – nachzudenken und ihr Leben danach auszurichten. […] Schlimmer noch: Einigen genügt es nicht, den Gunsterweis dessen in den Wind zu schlagen, der sie gerufen hat; sie verfolgen ihn auch noch. […] Der Herr aber wird bei der Hochzeitsfeier seines königlichen Sohnes die Plätze nicht unbesetzt lassen. Er schickt nach anderen Gästen aus; denn das Wort Gottes das vielen noch unbekannt ist, wird doch eines Tages Aufnahme finden. […] Ihr aber, Brüder, die ihr durch die Gnade Gottes bereits den Festsaal – also die heilige Kirche – betreten habt: Prüft euch sehr sorgfältig, damit der König bei seinem Eintreten nichts an dem Gewand eurer Seele findet, was tadelnswert ist.

Zuletzt geändert: 10 October 2020