Montag, 14 Dezember 2020 : Kommentar Hl. Thomas von Aquin

Jedes Geschöpf wurde erschaffen, um Zeugnis für Gott abzulegen, denn jedes Geschöpf ist wie ein Beweis seiner Güte. Die Größe der Schöpfung legt auf ihre Weise Zeugnis ab von der göttlichen Kraft und Allmacht, und ihre Schönheit zeugt von der göttlichen Weisheit. Einige Menschen erhalten von Gott eine besondere Sendung: Sie geben Zeugnis von Gott nicht nur auf natürliche Weise, nämlich durch die Tatsache ihrer Existenz, sondern vielmehr noch auf geistliche Weise, durch ihre guten Werke. […] Aber diejenigen, die sich nicht damit begnügen, die göttlichen Gnaden zu empfangen und durch Gottes Gnade gute Werke zu tun, sondern diese Gaben durch Wort, Ermutigung und Ermahnung anderen mitzuteilen, diese sind in noch vorzüglicherer Weise Zeugen Gottes. Johannes ist einer dieser Zeugen; er kam, um die Gaben Gottes auszuteilen und sein Lob zu verkünden. Diese Sendung des Johannes, diese Rolle eines Zeugen ist von unvergleichlicher Größe, denn es kann einer nur Zeugnis geben von einer Wirklichkeit in dem Maße, wie er an ihr teilhat. Jesus sagte: „Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir“ (Joh 3,11). Zeugnis zu geben von der göttlichen Wahrheit setzt voraus, dass man diese Wahrheit kennt. Deshalb hatte auch Christus diese Rolle des Zeugen inne. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,37). Doch Christus und Johannes hatten diese Rolle auf verschiedene Weise inne. Christus besaß dieses Licht in sich selbst; mehr noch, er war dieses Licht, während Johannes nur an ihm teilhatte. Von daher gibt Christus ein vollendetes Zeugnis; er offenbart die Wahrheit in vollkommener Weise. Johannes und die anderen Heiligen tun das nur in dem Maße, in dem sie diese Wahrheit empfangen. Erhabene Sendung des Johannes: Sie umfasst seine Teilhabe am Licht Gottes und seine Ähnlichkeit mit Christus, der sich ebenfalls dieser Sendung unterworfen hat.

Zuletzt geändert: 13 December 2020