Montag, 17 Mai 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Gott schuf den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis, nur damit dieser sich an ihm im ewigen Leben erfreuen könne. Durch die Rebellion des Menschen gegen Gott wurde der Weg zerstört, und der süße Wille Gottes, der ihn zur Erschaffung des Menschen veranlasst hatte, konnte sich nicht verwirklichen; denn der Mensch war nur dazu geschaffen worden, dass er das ewige Leben habe. Gott, bewegt von jener reinen und grenzenlosen Liebe, mit der er uns erschaffen hatte, schenkte uns das Wort, seinen einzigen Sohn, um seinen Willen in uns zu verwirklichen. Und der Sohn Gottes, der sich selbst verleugnete, um diesen süßen Willen zu erfüllen, wurde zum Mittler zwischen Gott und Mensch und beendete diesen großen Krieg durch den Frieden, weil die Demut über den Stolz der Welt triumphierte. Deshalb sagte er: „Freut euch, ich habe die Welt – d. h. den Stolz des Menschen – überwunden.“ Es gibt keinen Menschen, und sei er noch so stolz und ungeduldig, der nicht demütig und sanftmütig würde, wenn er eine so große Erniedrigung, eine so große Liebe bedenkt, wenn er betrachtet, wie Gott sich bis zu uns erniedrigt. Auch die Heiligen und die wahren Diener Gottes haben sich stets gedemütigt, um ihrer Pflicht Gott gegenüber nachzukommen. Sie geben Gott alles Lob und alle Ehre, und sie erkennen an, dass alles, was sie haben, allein von seiner Güte kommt; sie erkennen ihre Nichtigkeit, und das, was sie lieben, lieben sie in Gott. Sie werden geehrt, wenn Gott es will; aber je größer sie sind, desto mehr demütigen sie sich und erkennen ihre Nichtigkeit an. Wer sich selbst kennt, demütigt sich, erhebt nicht sein Haupt oder wird stolz, sondern demütigt sich und erkennt die Güte Gottes an, die in ihm wirkt.

Zuletzt geändert: 17 May 2021