Freitag, 9 Juli 2021 : Kommentar Hl. Johannes XXIII.

Wenn ich auf mich selbst und auf die verschiedenen Wechselfälle meines bescheidenen Lebens zurückblicke, erkenne ich, dass der Herr mich bisher von jenen Bedrängnissen verschont hat, die für so viele Seelen den Dienst an der Wahrheit, der Gerechtigkeit und Nächstenliebe schwierig und wenig anziehend machen. […] O guter Gott, wie kann ich dir danken für die Freundlichkeit, die mir überall zuteilwurde, wo auch immer ich in deinem Namen unterwegs war, immer in reinem Gehorsam nicht gegen meinen, sondern deinen Willen? „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?“ (Ps 116(115),12). Ich sehe klar, dass die Antwort, die ich mir selbst und dem Herrn zu geben habe, immer nur lauten kann: „Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn“ (Vers 13). Ich habe es auf diesen Seiten schon erwähnt: Wenn eines Tages große Drangsale über mich kommen sollten, will ich sie gut aufnehmen. Und wenn sie noch ein wenig auf sich warten lassen, will ich fortfahren, den Kelch des Blutes Jesu zu trinken, samt den kleinen oder größeren Drangsalen, die der Herr in seiner Güte dazugegeben hat. Schon immer hat mich dieser kurze Psalm 131(130) sehr beeindruckt und tut es auch jetzt noch, in dem es heißt: „Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig blicken meine Augen. Ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu wunderbar und zu hoch sind. Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.“ Oh, wie ich diese Worte liebe! Sollte ich aber gegen Ende meines Lebens in Bedrängnis geraten, mein Herr Jesus, so wirst du mich in der Bedrängnis stärken. Dein Blut, das ich immer wieder aus deinem Kelch, das heißt aus deinem Herzen, trinken werde, wird für mich ein Unterpfand des Heils und der ewigen Freude sein. „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit“ (2 Kor 4,17).

Zuletzt geändert: 9 July 2021