Sonntag, 11 Juli 2021 : Kommentar Hl. Gregor der Große

Unser Herr und Heiland belehrt uns, geliebte Brüder, manchmal durch seine Worte und manchmal durch seine Taten. Auch seine Taten sind Weisungen, denn wenn er schweigend etwas tut, zeigt er uns, wie auch wir handeln sollen. Hier also sendet er die Jünger zu zweit zum Predigen aus, weil es zwei Gebote der Liebe gibt: die Gottesliebe und die Nächstenliebe. […] Der Herr sendet die Jünger zu zweit zum Predigen aus, um uns ohne Worte darauf hinzuweisen, dass einer, der keine Nächstenliebe hat, das Amt des Predigens auf keinen Fall übernehmen sollte. Sehr treffend heißt es, er „sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte“ (Lk 10,1). In der Tat: Der Herr kommt, nachdem er verkündigt wurde, denn die Verkündigung ist eine Vorbedingung, und der Herr kommt erst, um in unserer Seele zu wohnen, wenn Worte der Ermahnung vorausgegangen sind und die Seele zum Empfang der Wahrheit bereitgemacht haben. Deshalb sagt Jesaja zu den Verkündigern: „Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade die Pfade für unseren Gott“ (vgl. Jes 40,3). Und auch der Psalmist sagt zu ihnen: „Bereitet einen Weg für den, der heraufzieht über dem Sonnenuntergang“ (vgl. Ps 67,5 Vulg.). Der Herr zieht herauf über dem Sonnenuntergang, da er, nachdem er in seiner Passion untergegangen war, sich in seiner Auferstehung mit umso größerer Herrlichkeit offenbarte. Er zieht herauf über dem Sonnenuntergang, da er den Tod, den er erlitten hatte, in seiner Auferstehung mit Füßen trat. Wir bereiten also den Weg für ihn, der über dem Sonnenuntergang heraufzieht, wenn wir euren Seelen seine Herrlichkeit verkündigen, damit er danach auch selbst kommt und sie durch die Gegenwart seiner Liebe erleuchtet.

Zuletzt geändert: 11 July 2021