Freitag, 13 August 2021 : Kommentar Hl. Petrus Chrysologus

„Im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau“, sagt der Apostel Paulus (1 Kor 11,11). […] Mann und Frau sind gemeinsam auf dem Weg ins Reich Gottes. Christus trennt sie nicht, er beruft gleichzeitig Mann und Frau, die durch Gott geeint und durch die Natur verbunden sind, indem er ihnen die Möglichkeit gibt, an den gleichen Gesten und Aufgaben in wunderbarem Einklang teilzunehmen. Durch das Band der Ehe macht Gott aus zwei Wesen eines und aus einem zwei, so dass jeder darin ein zweites Ich entdeckt, ohne seine Einzigartigkeit zu verlieren oder sich in der Zweiheit zu verwirren. Aber warum weist Gott in den Bildern von seinem Reich dem Mann und der Frau eine solche Rolle zu? (vgl. Lk 13,18–21). Warum deutet er mit Hilfe von Beispielen, die schwach und unangemessen erscheinen mögen, eine solche Größe an? Liebe Brüder, hinter dieser Armut verbirgt sich ein kostbares Geheimnis. Mit den Worten des Apostels Paulus: „Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche“ (Eph 5,32). Diese Gleichnisse erinnern an das größte Projekt der Menschheit: Mann und Frau haben den Prozess der Welt beendet, der sich seit Jahrhunderten dahinzog. Adam, der erste Mann, und Eva, die erste Frau, werden vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zum Feuer […] des Evangeliums geführt. […] Jene Münder, die durch die Frucht des vergifteten Baumes erkrankten, werden geheilt durch den wohltuenden Geschmack des Baumes des Heils, jenes Baumes mit dem Geschmack von Feuer, der das Gewissen entzündet, das der andere Baum hatte zu Eis erstarren lassen. Nacktheit hat hier ihre Wirkung verloren, sie ruft keine Scham mehr hervor: Mann und Frau sind ganz in Vergebung gekleidet.

Zuletzt geändert: 13 August 2021