Mittwoch, 18 August 2021 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Was hat der Schächer getan, dass ihm nach dem Kreuz das Paradies zuteil wurde? […] Nun, Petrus hat Christus verleugnet, der Schächer hingegen legte für ihn vom Kreuz herab Zeugnis ab. Das sage ich nicht, um Petrus klein zu machen; ich sage es, um die Größe des Schächers hervorzuheben. […] Dieser Schächer achtete nicht auf die schimpfende und schreiende Menschenmenge, die ihn umringte und ihn mit Lästerungen und Spott überschüttete. Er bedachte nicht einmal den erbärmlichen Zustand des Gekreuzigten, den er vor sich hatte. Mit einem Blick voll Glauben sah er über all das hinweg. […] Er wandte sich dem Herrn des Himmels zu und vertraute sich ihm an mit den Worten: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23,42). Gehen wir nicht leichtfertig über das Beispiel hinweg, das uns der Schächer gegeben hat, und schämen wir uns nicht, ihn als unseren Lehrmeister anzunehmen, ihn, den unser Herr sich nicht schämte, als ersten ins Paradies einzuführen! […] Er sagte nicht zu ihm wie zu Petrus: „Komm, folge mir nach, ich werde dich zu einem Menschenfischer machen“ (vgl. Mt 4,19). Er sagte auch nicht zu ihm wie zu den Zwölfen: „Ihr werdet auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“ (vgl. Mt 19,28). Er verlieh ihm keinen Titel, er zeigte ihm kein Wunder. Der Schächer hatte nicht gesehen, wie er einen Toten auferweckte oder Dämonen austrieb; er hatte nicht gesehen, wie das Meer ihm gehorchte. Christus sagte ihm nichts vom Reich Gottes und auch nichts von der Hölle. Und doch hat der Schächer ihn vor allen bezeugt und erhielt als Erbe das Königreich.

Zuletzt geändert: 18 August 2021