Donnerstag, 30 September 2021 : Kommentar Hl. Ambrosius

Da Jesus nun die Jünger in seinen Weinberg schickte, der, obschon vom Worte Gottes gepflanzt, gleichwohl der mühevollen Pflege und sorglichen Hut des Arbeiters bedurfte, dass nicht die Vögel des Himmels den ausgestreuten Samen zerstöben, so sprach er: „Sieh, ich sende euch wie Lämmer unter die Wölfe“ […] Doch der gute Hirte kennt keine Furcht vor den Wölfen für seine Herde. Daher werden die Jünger hier nicht zu deren Erlegung, sondern zu friedlichem Tun angeleitet; denn die sorgsame Hut des guten Hirten verhütet, dass die Wölfe etwas wider die Lämmer wagen. Er schickt die Lämmer unter die Wölfe, dass sich jener Ausspruch erfülle: „Dann werden Wölfe und Lämmer zusammen weiden“ (vgl. Jes 65,25) […] Keinen Stab sollten die Apostel der Anweisung gemäß in der Hand tragen […] Des niedrigen Herrn […] Gebot vollziehen also dessen Jünger mit ihren niedrigen Dienstleistungen. Denn zur Glaubenssaat sendet er sie aus. Nicht Zwang sollten sie anwenden, sondern Unterweisung; nicht die Schärfe der Gewalt hervorkehren, sondern die Lehre von der Demut hochhalten. Hierbei glaubte er mit der Demut auch die Geduld verbinden zu sollen; denn auch er selbst gab nach dem Zeugnis des Petrus, „wenn er geschmäht wurde, die Schmähung, wenn er geschlagen wurde, den Schlag nicht zurück“ (vgl. 1 Petr 2,23). Das also will es sagen: „Werdet meine Nachahmer!“ (vgl. Phil 3,17). Legt Rachegelüste ab und schlagt den Übermut der Schlagenden nicht mit der Erwiderung des Unrechts, sondern mit der Großmut der Geduld. Niemand darf, was er an einem anderen tadelt, selbst nacheifernd tun. Die schwersten Gegenwunden schlägt dem Übermut die Sanftmut.

Zuletzt geändert: 30 September 2021