Montag, 6 September 2021 : Kommentar Hl. Athanasius

Der allheilige und über jede geschaffene Substanz hocherhabene Vater Christi lenkt einem trefflichsten Steuermann gleich mit seiner eigenen Weisheit und seinem eigenen Logos, unserem Herrn und Heiland Christus, alles zum Heil, ordnet an und tut, so wie er es immer für gut findet. Gut aber ist es so, wie es geschehen ist und wie wir es geschehen sehen, da er ja auch das will. Das wird wohl niemand bezweifeln. Wäre nämlich die Bewegung der Schöpfung eine unvernünftige und würde die Welt nur so dahingetrieben, so würde man mit gutem Grund unseren Worten keinen Glauben schenken. Ist sie aber aus Vernunft, Weisheit und Einsicht hervorgegangen und mit voller Harmonie geschaffen, so kann ihr Regent und Ordner kein anderer sein als der Logos Gottes […] Als der gütige Logos des gütigen Vaters hat er die Einrichtung der Welt angeordnet, indem er die Gegensätze mit den Gegensätzen ausglich und aus ihnen eine Harmonie herstellte. Er, „Gottes Kraft und Weisheit“ (1 Kor 1,24), gibt dem Himmel seinen Kreislauf, hält die Erde in der Schwebe und befestigt sie, obschon sie auf nichts ruht, durch seinen Wink. Von ihm beleuchtet, gibt die Sonne der Erde das Licht und erhält der Mond sein Licht zugemessen. Dank ihm hängt auch das Wasser in den Wolken, befeuchten die Regen die Erde, bleibt das Meer in seinen Grenzen eingeschlossen und sprosst üppig die Erde allerlei Gewächs […] Der Grund aber, weshalb der Logos, der Logos Gottes, sich zu den Dingen herabgelassen hat, ist wahrhaft wunderbar […] Denn weil aus dem Nichts hervorgegangen, ist die Natur der geschaffenen Welt, für sich betrachtet, hinfällig, ohnmächtig und sterblich; der Gott des Weltalls aber ist gut von Natur und erhaben schön. Deshalb ist er auch menschenfreundlich […] Nun sah er, dass die ganze geschaffene Natur nach ihrer (eigenen) Anlage hinfällig und auflösbar wäre. Um dies zu verhüten und einer Wiederauflösung der Welt in das Nichts vorzubeugen, hat er, der ja eben deshalb die Welt durch seinen eigenen und ewigen Logos geschaffen und der Kreatur das Dasein gegeben hatte, sie nicht dem Drängen und Stürmen ihrer eigenen Natur überantwortet, damit sie nicht riskieren muss, ins Nichts zurückzusinken. Nein, in seiner Güte lenkt und erhält er durch seinen Logos und Gott die ganze Schöpfung […] So sollte ihr fernbleiben, was ihr sonst widerfahren wäre, ich meine das Nichtsein, wenn nicht der Logos sie erhielt, „der da ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung; denn durch ihn und in ihm besteht alles, das Sichtbare und Unsichtbare, und er ist das Haupt der Kirche“ (Kol 1,15–18).

Zuletzt geändert: 6 September 2021