Sonntag, 12 September 2021 : Kommentar Hl. Rafael Arnáiz Barón

Wie soll ich ausdrücken, was meine Seele empfand, als sie aus dem Mund eines so heiligen Prälaten das hörte, was schon längst der Gedanke ist, von dem ich besessen bin; was mich absolut glücklich sein lässt in dieser Verbannung: die Liebe zum Kreuz! […] Ach, wer gibt mir den Wortschatz Davids, um die Wunder der Liebe des Kreuzes auszusprechen? […] Oh, das Kreuz Christi! Worüber sonst sollte man sprechen? Ich kann nicht beten … Ich weiß nicht, was es heißt, gut zu sein … Ich besitze keine religiöse Gesinnung, denn ich bin voll von der Welt … Ich weiß nur eines; etwas, das meine Seele mit Freude erfüllt, obwohl ich so arm an Tugend und so reich an Elend bin … Ich weiß nur, dass ich einen Schatz habe, den ich für nichts und niemanden tauschen möchte: mein Kreuz, das Kreuz Jesu, jenes Kreuz das meine einzige Ruhe ist … Wie soll ich das erklären? Wer das nicht erfahren hat, wird nicht einmal im entferntesten vermuten können, was das heißt … Würden doch alle Menschen das Kreuz Christi lieben! Ach, wenn die Welt doch wüsste, was es bedeutet, das Kreuz Christi ganz, wirklich, ohne Vorbehalt und mit wahnsinniger Liebe zu umarmen! […] Wieviel Zeit geht verloren mit Predigten, Andachten und Übungen, die heilig und gut, aber nicht das Kreuz Jesu sind! Sie sind nicht das Beste […] Armer Oblate, der du dich in deinem Leben dahinschleppst und die Härte der Regel befolgst, so gut du kannst, begnüge dich, deinen brennenden Eifer im Schweigen zurückzuhalten! Liebe wahnsinnig das, was die Welt verachtet, weil sie es nicht kennt! Bete in der Stille – ohne dass es jemand bemerkt – dieses Kreuz an, das dein Schatz ist! Betrachte im Schweigen vor ihm die Großtaten Gottes, die Wunder Mariens, das Elend des Menschen […] Liebe das Kreuz, bete es an und vereinige dich mit ihm! Was willst du mehr? Verkoste das Kreuz … und zwar so, wie es heute Morgen der Herr Bischof von Tuy sagte: Das Kreuz verkosten!

Zuletzt geändert: 12 September 2021