Dienstag, 19 Oktober 2021 : Kommentar Hl. Katharina von Siena

Es kommt häufig vor, dass der Mensch an einer Sache arbeitet, die dann nicht so gelingt, wie er es sich gewünscht hat. Traurigkeit und Überdruss bemächtigen sich dann seines Geistes, und er sagt sich: Es wäre besser, dieses Unternehmen, das mich so viel Zeit gekostet und nichts gebracht hat, aufzugeben und stattdessen Frieden und Ruhe für meine Seele zu suchen. Die Seele muss dann widerstehen durch ihr Verlangen nach der Ehre Gottes und dem Heil der Seelen; sie muss die Regungen der Eigenliebe zurückweisen, indem sie sagt: Ich will die Arbeit weder meiden noch fliehen, weil ich des Friedens und der Ruhe nicht würdig bin; ich will auf dem mir anvertrauten Posten bleiben und mutig Gott die Ehre geben, indem ich für ihn und den Nächsten arbeite. Manchmal bringt uns der Dämon dazu – weil er uns unsere Unternehmungen verleiden will –, in der Verwirrung unseres Geistes zu sagen: Ich beleidige Gott mehr als dass ich ihm diene; es wäre besser diese Angelegenheit aufzugeben, nicht aus Abscheu, sondern um keinen Fehler mehr zu begehen. – O liebster Vater, hören Sie nicht darauf, hören Sie nicht auf den Dämon, wenn er Ihrem Geist und Ihrem Herzen solche Gedanken eingibt; vielmehr nehmen Sie diese Mühen mit Freude an, mit heiligem, glühendem Verlangen und ganz ohne sklavische Furcht. Fürchten Sie nicht, Gott zu beleidigen, denn die Beleidigung besteht in einem verkehrten und schuldhaften Willen. Sünde liegt nur dann vor, wenn der Wille nicht mit Gott übereinstimmt; aber wenn die Seele jenes Trostes, den sie beim Beten des Offiziums und der Psalmen zu erfahren pflegte, beraubt ist, da sie nicht zu den Zeiten, an dem Ort und in dem Frieden beten kann, wie sie es gerne hätte, dann ist diese Mühe trotzdem nicht verloren, denn sie arbeitet ja für Gott. Sie darf sich nicht davon beeindrucken lassen, vor allem dann nicht, wenn sie sich verausgabt im Dienst an der Braut Christi: Alles was wir für sie tun, ist so verdienstvoll und so wohlgefällig vor Gott, dass unser Verstand es weder begreifen noch sich vorstellen kann.

Zuletzt geändert: 19 October 2021