Freitag, 12 November 2021 : Kommentar Hl. John Henry Newman

Unser Herr und Erlöser nahm es auf sich, in einer Welt zu leben, die ihn verleugnete. Dort lebte er, um für sie zu sterben, als die Zeit dafür gekommen war. Er kam als Priester, um das Opfer darzubringen für jene, die sich selbst an keinem Akt der Anbetung Gottes beteiligten. […] Er starb und stand am dritten Tag wieder auf als Sonne der Gerechtigkeit (vgl. Mal 3,20), die nun ihren vollen Glanz zeigt, der vorher vom Morgengewölk verdeckt gewesen war. Er ist auferstanden und aufgefahren zur Rechten Gottes, um durch seine heiligen Wunden für uns Vergebung zu erbitten, um sein losgekauftes Volk zu regieren, zu leiten und aus seiner durchbohrten Seite die größten Segnungen darüber auszugießen. Er stieg in den Himmel hinauf, um zur festgesetzten Zeit wieder herabzusteigen und die Welt, die er erlöst hat, zu richten. […] Er hat die menschliche Natur mit sich hinaufgenommen […], denn ein Mensch hat uns losgekauft, ein Mensch wurde über alle Geschöpfe erhoben und ist eins geworden mit unserem Schöpfer, ein Mensch wird die Menschen am letzten Tag auch richten (vgl. Apg 17,31). Es ist ein großes Privileg für diese Erde, dass unser Richter kein Fremder sein wird, sondern einer, der uns gleich ist, der für uns eintritt und volles Mitgefühl hat mit all unseren Schwächen. Er, der uns um unseres Heiles willen geliebt hat bis zum Tod, wurde aus Erbarmen dazu bestellt, das endgültige Maß und den Wert seines eigenen Werkes zu bestimmen. Er, der durch seine eigene Schwachheit gelernt hat, die Schwachen zu verteidigen, er, der die ganze Frucht seines Leidens ernten will, wird die Spreu vom Weizen trennen, damit auch nicht ein einziges Korn zur Erde fällt (vgl. Mt 3,12). Er, der uns seiner eigenen geistigen Natur teilhaftig macht, aus der wir das lebensspendende Blut für unsere Seelen geschöpft haben, er, der unser Bruder ist, wird über seine Brüder entscheiden. Möge er bei seiner zweiten Ankunft in seinem Erbarmen und seinem liebevollen Mitleid unser gedenken, er, unsere einzige Hoffnung, er, unser einziges Heil!

Zuletzt geändert: 12 November 2021