Sonntag, 7 November 2021 : Kommentar Hl. Thomas von Celano

Der Vater der Armen, der arme Franziskus, der sich allen Armen gleichförmig machte, konnte es nicht sehen, dass jemand noch ärmer war als er, nicht aus Verlangen nach eitlem Ruhm, sondern aus herzlichem Mitleid. Obwohl er selber nur eine ganz armselige, raue Kutte hatte, so wünschte er doch noch oft, sie mit einem Armen zu teilen. Damit er als Armer, der doch überaus reich war, in seiner großen, innigen Liebe den Armen irgendwie zu Hilfe kommen konnte, erbettelte er sich von den Reichen dieser Welt zu Zeiten großer Kälte einen Mantel oder Pelzstücke. Gingen diese großzügiger und bereitwilliger auf seine Bitten ein, als er es von ihnen verlangt hatte, sagte er zu ihnen: „Ich nehme das gerne von euch an, aber unter der Bedingung, dass ihr es keineswegs je wieder zurückerwartet.“ 5Und den nächstbesten Armen, der ihm begegnete, bekleidete er voll Freude und Jubel mit dem, was er erhalten hatte. Tiefen Kummer empfand er, wenn er sah, dass man einem Armen Vorwürfe machte, oder wenn er jemanden gegen irgendein Geschöpf ein Wort des Fluches ausstoßen hörte. Einmal schalt ein Bruder einen Armen, der um ein Almosen bat, mit den Worten: „Vielleicht bist du sogar ein reicher Mann und stellst dich nur so, als ob du arm wärest!“ Als der heilige Franziskus, der Vater der Armen, dies hörte, wurde er sehr betrübt, tadelte den Bruder heftig wegen seiner Worte und hieß ihn vor dem Armen sein Kleid ausziehen, seine Füße küssen und ihn um Verzeihung bitten. Er sagte nämlich: „Wer einen Armen schmäht, beleidigt Christus, dessen edles Abzeichen jener trägt; denn er hat sich um unsertwillen arm gemacht in dieser Welt!“

Zuletzt geändert: 7 November 2021