Donnerstag, 20 Januar 2022 : Kommentar Hl. Augustinus

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir, vom Wort des Lebens“ (1 Joh 1,1). Wer könnte das Wort mit den Händen anfassen, wäre das Wort nicht Fleisch geworden und hätte nicht unter uns gewohnt? (vgl. Joh 1,14). Dieses Wort, das Fleisch geworden ist, um sich mit Händen berühren zu lassen, begann Fleisch zu sein aus der Jungfrau Maria. Aber das Wort selbst begann damals nicht; denn es heißt: „Im Anfang war es bei Gott“ (Joh 1,1). Vielleicht könnte einer unter dem „Wort des Lebens“ ein Wort über Christus verstehen und nicht den Leib Christi, der mit Händen berührt werden kann. Aber seht, was im Text folgt: „Das Leben ist erschienen.“ Christus selbst ist also das Wort des Lebens. Wieso ist es erschienen? Es war ja im Anfang, doch den Menschen war es nicht erschienen. Aber den Engeln war es erschienen; sie sahen es und aßen es gleichsam als ihr Brot. Was sagt die Schrift? „Brot der Engel aß der Mensch“ (Ps 78,25 (Vg.). Also ist das Leben selbst im Fleisch erschienen; denn es liegt in der Natur der Erscheinung, dass man etwas mit den Augen sieht, was man an und für sich nur mit dem Herzen schauen kann. Man sah es mit den Augen, damit das Herz gesundete. Nur mit dem Herzen sieht man das Wort. Das Fleisch dagegen sieht man mit den leiblichen Augen. Nun gab es aber eine Möglichkeit, das Wort zu schauen: das Wort ist Fleisch geworden, dass wir es sehen können. So sollte in uns geheilt werden das Herz, mit dem wir das Wort zu sehen vermögen.

Zuletzt geändert: 20 January 2022