Mittwoch, 2 Februar 2022 : Kommentar Hl. Bernhard

Opfere deinen Sohn, gottgeweihte Jungfrau, und bringe dem Herrn die gebenedeite Frucht deines Leibes dar. Bringe das heilige, Gott wohlgefällige Opfer zu unser aller Versöhnung dar. […] Aber dieses Opfer, meine Brüder, scheint recht mild zu sein: Es wird dem Herrn nur dargebracht, mit zwei Tauben freigekauft und sogleich wieder mitgenommen. Doch der Tag wird kommen, an dem dieser Sohn nicht mehr im Tempel aufgeopfert wird, nicht in den Armen Simeons, sondern außerhalb der Stadt, in den Armen des Kreuzes. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr durch das Blut eines Opfertieres freigekauft wird, sondern mit seinem eigenen Blut die anderen freikaufen wird, weil Gott ihn zur Erlösung seines Volkes gesandt hat. Das wird dann das Abendopfer sein; dieses ist das Morgenopfer; dieses ist freudiger, jenes jedoch wird vollkommener sein; denn dieses wird nach der Geburt dargebracht, jenes in der Fülle des Alters. […] Doch was, meine Brüder, opfern denn wir? Was schenken wir ihm zurück für all das Gute, das er uns gegeben hat? Er hat für uns das kostbarste Opfer, das er hatte, dargebracht; ja, wahrhaftig, er hätte nichts Kostbareres geben können. Tun also auch wir, was wir können: Opfern wir ihm das Beste, was wir haben, nämlich das, was wir sind: uns selbst. Er hat sich selbst geopfert: Und du? Wer bist du, dass du zögerst, dich selbst zu opfern? Wer wird mir die Gnade gewähren, dass eine so große Majestät sich herablässt, meine Opfergabe anzunehmen? Herr, ich habe nur zwei geringe Dinge anzubieten: meinen Leib und meine Seele. Ach, könnte ich sie dir doch als vollkommenes Lobopfer darbringen! Welch eine Gnade wäre das für mich, ja, es ist viel herrlicher und nützlicher, dir geopfert zu werden, als mir selbst überlassen zu bleiben! Denn in mir selbst ist meine Seele unruhig, doch in dir wird mein Geist vor Freude hüpfen, wenn er dir wahrhaft geopfert wird.

Zuletzt geändert: 2 February 2022