Montag, 28 Februar 2022 : Kommentar Die Dreigefährtenlegende des hl. Franz von Assisi

Einige Tage nach seiner Rückkehr nach Assisi wählten ihn seine Gefährten eines Abends zum Anführer, damit er nach Belieben die Kosten trage. Er ließ also ein üppiges Mahl bereiten, wie er es schon oft getan hatte. Nach dem Schmaus gingen sie ins Freie; die Gefährten schritten allesamt vor ihm her, und so zogen sie singend durch die Stadt. Er selbst trug gleichsam als Anführer einen Stab in der Hand und ging ein wenig hinter ihnen her; aber statt zu singen, war er in Gedanken versunken. Und siehe, plötzlich wird er vom Herrn heimgesucht und sein Herz mit solcher Süßigkeit erfüllt, dass er weder sprechen noch sich von der Stelle bewegen konnte […] Als aber seine Gefährten sich umblickten und sahen, wie weit er sich von ihnen entfernt hatte, kehrten sie zu ihm zurück und hielten ihn, der gleichsam schon in einen anderen Menschen verwandelt war, erschrocken fest. Und sie fragten ihn: „An was hast du gedacht, da du uns nicht nachgekommen bist? Hast du vielleicht daran gedacht, eine Frau zu nehmen?“ Mit lebhafter Stimme antwortete jener: „Ihr habt die Wahrheit gesagt; denn ich habe daran gedacht, mir eine Braut zu nehmen, die edler, reicher und schöner ist, als ihr je eine gesehen habt.“ Da verlachten sie ihn. […] Für kurze Zeit zog er sich von der weltlichen Unruhe zurück und war bestrebt, Jesus Christus im inneren Menschen zu bergen. Er verbarg die Perle, die er um den Kaufpreis all seiner Habe zu erwerben wünschte, vor den Augen der Spötter (vgl. Mt 13,46). Oft, ja fast täglich begab er sich im Geheimen zum Gebet. Dazu drängte ihn jene geheimnisvolle Süßigkeit, die ihn immer öfter heimsuchte und ihn so von der Piazza und anderen öffentlichen Orten weg zum Gebet antrieb. Zwar war er schon lange ein Wohltäter der Armen, doch von jetzt an beschloss er noch fester in seinem Herzen, künftig keinem Armen, der ihn um Gottes willen bitte, etwas abzuschlagen, vielmehr noch freigebiger und reichlicher als gewöhnlich Almosen zu spenden. Immer wenn er konnte, versorgte er deshalb jeden Armen, der ihn außerhalb des Hauses um ein Almosen anflehte, mit Geld. Hatte er aber kein Geld, gab er den Hut oder den Ledergürtel, um den Armen nicht leer fortzuschicken. Hatte er aber auch das nicht bei sich, ging er an eine verborgene Stelle, zog sein Hemd aus und schickte den Armen diskret dorthin, damit er es um Gottes willen für sich hole.

Zuletzt geändert: 28 February 2022