Sonntag, 6 Februar 2022 : Kommentar Hl. Johannes Chrysostomus

Heute habe ich meinen Zuhörer nicht überzeugt, aber vielleicht wird es mir morgen gelingen, vielleicht in drei oder vier Tagen oder eine Weile später. Der Fischer, der einen ganzen Tag lang seine Netze umsonst ausgeworfen hat, fängt manchmal den Fisch, den er den ganzen Tag lang nicht fangen konnte, am Abend, wenn er gerade zurückfahren will. Der Bauer hört nicht auf, seine Felder zu bebauen, auch wenn er einige Jahre hindurch keine gute Ernte hatte; und am Ende macht häufig ein einziges Jahr alle vorhergehenden Verluste wieder reichlich gut. Gott verlangt von uns nicht, erfolgreich zu sein, sondern zu arbeiten; nun wird unsere Arbeit aber nicht weniger belohnt werden, weil man uns nicht zugehört hat. Und mehr noch: Hört denn der Teufel auf, jeden einzelnen Gläubigen in Versuchung zu führen, weil er voraussieht, dass viele gerettet werden? Seht, mit welcher Sorgfalt, mit welch höllischer Beharrlichkeit, mit welcher abscheulichen Beflissenheit er die Seele verfolgt, bis sie ihren letzten Seufzer getan hat; bis zu diesem Augenblick verzweifelt er nicht; und ihr glaubt, euer Bischof würde weniger tun, um eure Seele zu retten, als was der Teufel tut, um sie zu verderben?! Christus wusste sehr wohl, dass Judas sich nicht bekehren würde, und doch wollte er sich bis zum Schluss um seine Bekehrung bemühen und warf ihm seine Schuld mit den ergreifenden Worten vor: „Freund, dazu bist du gekommen?“ (Mt 26,50). Wenn nun Christus, das Vorbild der Hirten, bis zum Ende an der Bekehrung eines hoffnungslosen Menschen gearbeitet hat, was müssen wir dann nicht für jene tun, für die wir Hoffnung haben dürfen?

Zuletzt geändert: 6 February 2022