Donnerstag, 17. März : Hl. Claude de la Colombière

Die Glückseligkeit des jenseitigen Lebens ist die Erfüllung aller Wünsche. Die Glückseligkeit dieses Lebens ist das Verstummen aller Wünsche. […] Die Wünsche wachsen in dem Maße, wie wir das Gewünschte erlangen: Der Besitz dessen, was wir uns gewünscht haben, nährt nur unser Verlangen, ohne die Seele wirklich zu sättigen. Doch die Seele verlangt nach nichts anderem als nach dieser Bürde, weil sie, verführt durch die Sinne und durch die falschen Meinungen der Menschen, davon überzeugt ist, dass diese Bürde sie zufriedenstellen wird. Doch wenn sie sieht, dass dies nur wie ein Tropfen Wasser in einem Abgrund ist, wendet sie sich anderen Gegenständen zu, von denen ihr die Sinne vormachen, dies seien Güter, die ihr Erfüllung geben könnten. Der schlechte Reiche verlangte nur einen Tropfen Wasser; das war sein ganzes Begehren. Ich überlasse es euch, darüber nachzudenken, ob dieser Tropfen seinen Durst gestillt hätte. Er hat ihn nicht bekommen. Aber wenn er ihn bekommen hätte, etc. Wenn sich alle unsere Wünsche in diesem Leben erfüllten, dann würden wir nicht mehr an das jenseitige Leben denken, und deshalb fügt Gott, der uns liebt, die Dinge anders. […] Gelangen wir in dieser Welt zur wahren Glückseligkeit? Die Freuden der Welt, die zunächst satt machen – Ehre, Ruhm und Reichtum, die niemals sättigen, all diese falschen Güter, derer wir entweder überdrüssig werden oder die uns hungrig zurücklassen, die alle wie Rauch vergehen und deren Genuss immer wieder gestört wird durch eine endlose Abfolge verschiedenster Leiden und durch das schreckliche Bild des Todes, wo sie doch letztlich alle enden werden –, können diese Freuden der Welt wirklich die Glückseligkeit hervorbringen?

Zuletzt geändert: 17 March 2022