Freitag, 22. April : Hl. Petrus Chrysologus

„Als es schon Morgen wurde“, heißt es im Evangelium, „stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.“ […] Die ganze Welt war in Verwirrung gestürzt und fragte sich, ob der Tod des Schöpfers sie wohl wieder in die ursprüngliche Finsternis und in das urzeitliche Chaos (vgl. Gen 1,2) zurückversetzt habe. Doch plötzlich, im Licht seiner Auferstehung, bringt der Herr den Tag zurück und gibt der Welt ihr vertrautes Gesicht wieder. Er kommt, um alle Wesen mit ihm und in seiner Herrlichkeit auferstehen zu lassen, alle Wesen, die er in so trauriger Niedergeschlagenheit gesehen hatte. […] „Als es schon Morgen wurde“ […] „stand Jesus am Ufer“: Er kommt […], um den Zweifel zu zerstreuen, den Sturm zu besänftigen, das Chaos zu beruhigen, die Grundfesten der Erde, die so plötzlich erschüttert worden waren, in ihrer gewohnten Unerschütterlichkeit zu festigen. Und er kommt, um der Welt ihre ganze glühende Hingabe ihrem Meister gegenüber zurückzugeben. „Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.“ In erster Linie stand er da, um seine Kirche wieder in den Hafen des Glaubens zurückzuholen, jene Kirche, in der die Jünger damals den bitteren Fluten hilflos ausgeliefert waren. Er fand sie ohne Glauben, all ihrer menschlichen Kraft beraubt. Deshalb nennt er sie auch „Kinder“: „Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?“ Da ist Petrus, der ihn verleugnet hat, Thomas, der gezweifelt hat, Johannes, der geflohen ist […]; er lädt sie wie kleine Kinder zum Essen ein. Auf diese Weise soll seine Menschlichkeit sie an die Gnade gemahnen, das Brot an das Vertrauen, die Nahrung an den Glauben. Sie würden nämlich nicht glauben können, dass er mit seinem Leib auferstanden ist, wenn sie ihn nicht wie einen Menschen essen sähen. Aus diesem Grund bittet der, der allen Geschöpfe Nahrung gibt, um Speise; er, das Brot (vgl. Joh 6,35), isst, denn ihn hungert nicht nach ihrer Speise, sondern nach ihrer Liebe.

Zuletzt geändert: 22 April 2022