Freitag, 8. April : Hl. Johannes Paul II.

„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“ (Gen 1,26). Es ist, als würde der Schöpfer in sich selbst eintreten; als würde er beim Erschaffen nicht nur – mit den Worten: „Es werde!“ – Dinge aus dem Nichts ins Dasein rufen, sondern auf besondere Weise den Menschen aus dem Geheimnis seines eigenen Wesens hervorziehen. Dies ist nachvollziehbar, weil es hier nicht nur um das Sein, sondern um das Abbild ging. Das Abbild muss widerspiegeln, muss in gewissem Sinn „die Substanz“ seines Prototyps wiedergeben. […] Es ist klar, dass diese Ähnlichkeit nicht als eine Art „Portrait“ zu verstehen ist, sondern als die Tatsache, dass ein Lebewesen ein Leben hat, dass dem Leben Gottes ähnlich ist. […] Indem das Buch Genesis den Menschen als „Abbild Gottes“ definiert, macht es deutlich, wodurch der Mensch Mensch ist, wodurch er ein Wesen ist, das sich von allen anderen Kreaturen der sichtbaren Welt unterscheidet. Die Wissenschaft unternahm und unternimmt bekanntlich zahlreiche Versuche in unterschiedlichen Bereichen, die Verbindungen des Menschen zur natürlichen Welt aufzuzeigen, seine Abhängigkeit von dieser Welt herauszustellen, um ihn in die Evolutionsgeschichte der verschiedenen Arten einzugliedern. Auch wenn wir diese Forschungen respektieren, dürfen wir uns nicht auf sie beschränken. Wenn wir den Menschen in den innersten Tiefen seines Wesens untersuchen, erkennen wir, dass er sich mehr von der Natur unterscheidet, als dass er ihr gleicht. Auch die Anthropologie und die Philosophie gehen in diese Richtung, wenn sie versuchen, die Intelligenz, die Freiheit, das Bewusstsein und die Spiritualität des Menschen zu erforschen und zu verstehen. Das Buch Genesis scheint all diesen wissenschaftlichen Experimenten vorauszugehen, und indem es den Menschen als „Abbild Gottes" bezeichnet, macht es deutlich, dass die Antwort auf das Geheimnis seines Menschseins nicht in seiner Ähnlichkeit mit der Welt der Natur gesucht werden darf. Der Mensch ist Gott ähnlicher als der Natur. In diesem Sinne sagt der Psalm: „Ihr seid Götter!“ (Ps 82(81),6), Worte, die Jesus selbst aufgreifen wird (vgl. Joh 10,34).

Zuletzt geändert: 8 April 2022