Mittwoch, 20. April : Symeon der Neue Theologe

Lass nicht nach, meine Seele, in der Nachfolge des Meisters, sondern wie eine Seele, die sich schon selbst freiwillig dem Tod überantwortet hat, tappe nicht herum auf der Suche nach Bequemlichkeiten, trachte nicht nach Ruhm, weder nach körperlichen Genüssen noch nach der Zuneigung deiner Nächsten, blicke weder nach links noch nach rechts, sondern, wie du begonnen hast, ja noch viel mehr: Laufe, eile ohne Rast, um den Meister zu erreichen und zu ergreifen! Wenn er dir auch zehntausendmal entschwinden sollte und dir zehntausendmal wieder erscheinen würde, wenn also der Unfassbare für dich fassbar würde, zehntausendmal oder vielmehr so oft, wie du atmest: Verdopple deinen Eifer in seiner Nachfolge und laufe zu ihm! Denn er wird dich nicht verlassen und dich nicht vergessen, im Gegenteil, nach und nach wird er sich immer mehr zeigen, immer häufiger wird dir, meine Seele, die Gegenwart des Meisters geschenkt werden, und nachdem er dich durch den Glanz seines Lichtes vollkommen gereinigt hat, wird er selbst ganz in dich eintreten, er selbst wird in dir wohnen, er selbst wird bei dir sein, er der Urheber der Welt, und du wirst den wahren Reichtum besitzen, den die Welt nicht hat, den nur der Himmel besitzt und die, die im Himmel verzeichnet sind. […] Der den Himmel geschaffen hat, der Gebieter der Erde und all dessen, was im Himmel und auf der Erde ist, er, der Schöpfer, der einzige Richter, der einzige König, er ist es, der in dir wohnt, er ist es, der sich dir im Innern zeigt, der dich mit seinem Licht ganz erleuchtet und dich die Schönheit seines Antlitzes sehen lässt, der dir gewährt, ihn persönlich noch klarer zu sehen, der dir Anteil gibt an seiner eigenen Herrlichkeit. Sag mir, gibt es etwas Größeres?

Zuletzt geändert: 20 April 2022