Donnerstag, 16. Juni : Hl. Cyprian

„Gib uns unser tägliches Brot“. Diese Worte lassen sich im geistlichen wie im wörtlichen Sinn verstehen: Nach Gottes Plan sollen beide Auslegungen beitragen zu unserem Heil. Unser Brot des Lebens ist Christus, und dieses Brot gehört nicht aller Welt, sondern es gehört uns. Ebenso wie wir „Vater unser“ sagen, weil er der Vater derer ist, die den Glauben haben, so nennen wir Christus „unser Brot“, weil er das Brot derer ist, die seinen Leib bilden. Um dieses Brot beten wir jeden Tag. Wir wollen uns nicht […] durch eine schwere Sünde […] dieses Himmelsbrotes berauben und uns abtrennen vom Leib Christi, der verkündet hat: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch […] für das Leben der Welt“ (Joh 6,51). […] Der Herr hat uns gewarnt: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). Wir beten also täglich darum, unser Brot, das heißt Christus, zu empfangen, um in Christus zu bleiben und zu leben und uns ja nicht von seiner Gnade und seinem Leib zu trennen. Wir können diese Bitte auch so verstehen, dass wir ganz einfach um Nahrung bitten. […] Wir haben der Welt entsagt; durch die Gnade des Glaubens haben wir auf ihre Reichtümer und ihre Verlockungen verzichtet; nun bitten wir schlicht um Nahrung. […] Wer ein Jünger Christi sein will und gemäß dem Wort des Meisters auf alles verzichtet (vgl. Lk 14,33), der soll jeden Tag um die notwendige Nahrung bitten und sich nicht darüber hinaus Sorgen machen. Der Herr hat gesagt: „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34). Der Jünger bittet also zu Recht um seine tägliche Nahrung, da es ihm untersagt ist, sich um den morgigen Tag zu sorgen.

Zuletzt geändert: 16 June 2022