Freitag, 29. Juli : Hl. John Henry Newman

Christus ging hin, um Lazarus aufzuerwecken, und der Ruhm dieses Wunders sollte den unmittelbaren Anlass zu seiner Verhaftung und Kreuzigung geben (vgl. Joh 11,46ff.). […] Er [Jesus] fühlte, dass die Auferweckung des Lazarus um den Preis seines eigenen Opfers geschehen würde; dass er selbst in die Grabhöhle hinabsteigen würde, die Lazarus nun verließ. Er fühlte, dass Lazarus leben, er selbst aber sterben würde. Umkehrung der Dinge. Das Festmahl sollte in Martas Haus stattfinden (vgl. Joh 12,1f.), doch das letzte Pascha der Schmerzen blieb für ihn übrig. Und Jesus wusste, dass diese Umkehrung eine seinerseits völlig freiwillig angenommene war: War er doch aus dem Schoß des Vaters gekommen, um mit seinem Blut das Sühnopfer für alle Sünden zu sein und dadurch alle Gläubigen aus dem Grab aufzuerwecken, so wie er nun im Begriff war, Lazarus aufzuerwecken; und er wollte sie nicht nur für eine gewisse Zeitspanne auferwecken, sondern für ewig. […] Indem er also sein Vorhaben in seiner ganzen, vollen Bedeutung erwog, während er nun einen einzelnen Akt der Barmherzigkeit vollzog, sagte er zu Marta: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ Nehmen wir uns diese tröstlichen Gedanken zu Herzen, sowohl bei der Betrachtung unseres eigenen Todes als auch beim Tod unserer Freunde. Wo immer der Glaube an Christus ist, da ist Christus selbst. Er fragte Marta: „Glaubst du das?“ Wo immer ein Herz antworten kann: „Ja, Herr, ich glaube“, da ist Christus gegenwärtig. Dort steht unser Herr, wenn auch unsichtbar, über dem Sterbebett oder über dem Grab; sei es, dass wir selbst untergehen, sei es, dass diejenigen, die uns lieb sind, untergehen. Gepriesen sei sein Name! Denn nichts und niemand kann uns diesen Trost nehmen: Wir werden durch seine Gnade so sicher sein, dass er in Liebe über uns wacht, als ob wir ihn sähen. Nachdem wir die Geschichte des Lazarus erfahren haben, werden wir keinen Augenblick daran zweifeln, dass er [Christus] stets unser gedenkt und uns zur Seite steht. […]

Zuletzt geändert: 29 July 2022