Samstag, 23. Juli : Benedikt XVI.

Als Birgitta Witwe wurde, begann der zweite Abschnitt ihres Lebens. Sie verzichtete auf eine Wiederverheiratung, um tiefer mit dem Herrn vereint zu sein durch Gebet, Buße und Werke der Nächstenliebe. Auch die christlichen Witwen können also in dieser Heiligen ein Vorbild finden, dem sie folgen können. Nach dem Tod ihres Ehemannes ließ sich Birgitta, nachdem sie ihren Besitz an die Armen verteilt hatte, beim Zisterzienserkloster von Alvastra nieder, ohne jemals die Ordensweihe zu empfangen. Hier begannen die göttlichen Offenbarungen, die sie ihr ganzes weiteres Leben hindurch begleiteten. […] Beim Lesen dieser Offenbarungen werden wir in der Tat vor Fragen gestellt, die viele wichtige Themen betreffen. Zum Beispiel wird immer wieder, mit sehr realistischen Einzelheiten, das Leiden Christi beschrieben, dem Birgitta stets eine besondere Verehrung entgegenbrachte, da sie in ihm die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen erblickte. Kühn legt sie dem Herrn, der zu ihr spricht, diese bewegenden Worte in den Mund: „O meine Freunde, so zärtlich liebe ich die Schafe, dass ich, wenn es möglich wäre, noch einmal für jedes einzelne Schaf, um es nicht entbehren zu müssen, sondern wieder einzulösen, einen besonderen Tod sterben möchte, wie ich denselben schon einmal am Kreuze für alle erlitten habe“ (Revelationes, Buch 1, Kap. 59). Auch die schmerzensreiche Mutterschaft Marias, die sie zur Mittlerin und Mutter der Barmherzigkeit machte, ist ein Thema, das in den Offenbarungen oft wiederkehrt. Birgitta war sich bewusst, dass sie durch den Empfang dieser Geistesgaben die Empfängerin eines Geschenks besonders großer Liebe von seiten des Herrn war. Im ersten Buch der Offenbarungen lesen wir: „Du aber, meine Tochter, die ich mir erwählet … sollst mich von ganzem Herzen lieben … mehr als irgend etwas in der Welt“ (Kap. 1). Im Übrigen wusste Birgitta wohl und war fest davon überzeugt, dass jede Geistesgabe dazu bestimmt ist, die Kirche zu erbauen. Eben aus diesem Grund waren nicht wenige ihrer Offenbarungen an die Gläubigen ihrer Zeit gerichtet, einschließlich der religiösen und politischen Obrigkeiten, in Form manchmal strenger Ermahnungen, ihr christliches Leben konsequent zu leben; sie tat dies jedoch immer mit Respekt und in voller Treue zum Lehramt der Kirche, insbesondere zum Nachfolger des Apostels Petrus.

Zuletzt geändert: 23 July 2022