Donnerstag, 4. August : Hl. Johannes Chrysostomus

Petrus sollte die Schlüssel der Kirche und sogar die des Himmels erhalten; die Leitung eines großen Volkes sollte ihm anvertraut werden. […] Wenn Petrus mit seiner Neigung zur Strenge ohne Sünde geblieben wäre, wie hätte er dann Barmherzigkeit gegenüber den ihm Anvertrauten zeigen können? Darum ist er nach dem Plan der göttlichen Gnade der Sünde erlegen, so dass er sich, nachdem er sich selber in seiner Erbärmlichkeit erfahren hatte, anderen gegenüber gütig erweisen konnte. Bedenke wohl: Ausgerechnet Petrus ist es, der in Sünde fiel, er, der Erste der Apostel, das feste Fundament, der unzerstörbare Fels, der Führer der Kirche, der uneinnehmbare Hafen, der unerschütterliche Wehrturm, dieser Petrus, der zu Jesus Christus gesagt hatte: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen“ (Mt 26,35), er, der durch göttliche Offenbarung die Wahrheit bekannt hatte: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Das Evangelium berichtet also, dass in der Nacht, in der Jesus ausgeliefert wurde […], eine Magd zu Petrus sprach: „Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen“, worauf Petrus antwortete: „Ich kenne den Menschen nicht“ (Mt 26,69.72). […] Er, die Säule, die Festung, versagt angesichts der Verdächtigung einer Frau. […] Jesus richtete seinen Blick auf ihn […]; Petrus begriff, was er getan hatte, bereute seine Schuld und fing an zu weinen. Und sogleich gewährte ihm der barmherzige Herr Vergebung. […] Petrus ist der Sünde erlegen, damit diese Erfahrung des Schuldigwerdens und der ihm vom Herrn geschenkten Vergebung ihn dazu führe, auch seinerseits anderen aus Liebe zu vergeben. Damit erfüllte er einen Plan der Vorsehung, der Gottes Art zu Wirken entspricht. Es war notwendig, dass Petrus, dem die Kirche anvertraut werden sollte, er, die Säule der Kirche (vgl. Gal 2,9), der Hafen des Glaubens, der die ganze Welt unterweisen sollte, sich als schwach und sündig erwies. Ja, wirklich, so war es, dass seine Schwäche ihm zum Anlass wurde, anderen gegenüber Güte walten zu lassen.

Zuletzt geändert: 4 August 2022