Mittwoch, 10. August : Hl. Maximus von Turin

Auf den ersten Blick sieht ein Senfkorn klein aus, unauffällig; man könnte es geringschätzen. Es schmeckt nach nichts, duftet nicht, lässt keine Süße vermuten. Sobald es aber zermahlen ist, verströmt es seinen Duft und zeigt seine Kraft. Es schmeckt wie eine Flamme, und es brennt so heftig, dass man erstaunt ist, ein so großes Feuer in einem so kleinen Korn vorzufinden. […] So erscheint auch der christliche Glaube auf den ersten Blick klein, unauffällig und schwach. Er zeigt seine Macht nicht, stellt seine Wirkkraft nicht zur Schau. Doch wenn er durch verschiedene Prüfungen gleichsam zermahlen wird, dann zeigt er seine Kraft, dann bricht seine Energie hervor und versprüht die Flamme seines Glaubens an den Herrn. Das göttliche Feuer lässt den Glauben mit einer solchen Glut vibrieren, dass er, selber ganz und gar glühend, diejenigen entflammt, die daran teilhaben. Solches erlebten Kleopas und sein Gefährte im heiligen Evangelium, während der Herr nach seiner Passion mit ihnen sprach, und sie sagten zueinander: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,32) […] Wir können den heiligen Märtyrer Laurentius mit einem Senfkorn vergleichen: Durch vielfache Folterungen zermalmt, hat er sich vor der ganzen Welt die Gnade eines strahlenden Martyriums erworben. Während seines irdischen Lebens war er demütig, unbeachtet und unauffällig; nachdem er gefoltert, zerfetzt und verbrannt worden war, verbreitete er den Wohlgeruch seiner edlen Seele über alle Gläubigen auf der ganzen Welt. […] Äußerlich betrachtet brannte dieser Märtyrer in den Flammen eines grausamen Tyrannen; eine größere Flamme jedoch, nämlich die der Liebe Christi, verzehrte ihn im Inneren. Ein gottloser König mag noch so viel Holz nachlegen und ein immer größeres Feuer schüren; der heilige Laurentius spürt diese Flammen in der Glut seines Glaubens nicht mehr. […] Kein irdisches Leiden kann ihm noch etwas anhaben, denn seine Seele weilt schon im Himmel.

Zuletzt geändert: 10 August 2022