Mittwoch, 3. August : Hl. Johannes Chrysostomus

Eigentlich hätte sich die Kanaanäerin entmutigt zurückziehen müssen, doch sie kommt näher heran, fällt vor Jesus nieder und sagt zu ihm: „Herr, hilf mir!“ – Ja, Frau, hast du ihn denn nicht sagen hören: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“? – Doch, ich habe es gehört, entgegnet sie; aber ich weiß, dass er der Herr ist über alle Dinge. […] Weil er ihre Antwort voraussah, verzögerte Christus die Erhörung ihres Gebets. Er lehnte ihre Bitte zunächst ab, um ihren Glauben noch stärker werden zu lassen. Wenn er sie gar nicht hätte erhören wollen, dann würde er ihre Bitte am Ende auch nicht erfüllt haben. […] Seine Antworten waren nicht dazu gedacht, ihr weh zu tun, sondern vielmehr dazu, sie näher an sich zu ziehen und diesen verborgenen Schatz zu enthüllen. Aber bedenke bitte neben ihrem Glauben auch ihre tiefe Demut. Jesus nannte die Juden Kinder; die Kanaanäerin überbietet diese Anrede noch und nennt sie Herren, so weit war sie davon entfernt, auf das Lob anderer neidisch zu sein: „[…] selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ […] Und deshalb wurde sie zu den Kindern gezählt. Christus sagte ihr daraufhin: „Frau, dein Glaube ist groß.“ Er sehnte sich danach, dieses Wort auszusprechen und die Frau zu belohnen: „Was du willst, soll geschehen.“ […] Wie du siehst, hat die Kanaanäerin großen Anteil an der Heilung ihrer Tochter. Denn Christus sagt nicht: Deine Tochter möge gesundwerden, sondern: „Dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen.“ Und beachte auch noch dies: Wo die Apostel versagt und nichts erreicht hatten, hatte sie Erfolg. Das ist die Macht des beharrlichen Gebets.

Zuletzt geändert: 3 August 2022