Samstag, 20. August : Hl. Benedikt von Nursia

Laut ruft uns, Brüder, die Heilige Schrift zu: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Mit diesen Worten zeigt sie uns also, dass jede Selbsterhöhung aus dem Stolz hervorgeht. Davor hütet sich der Prophet und sagt: „Herr, mein Herz ist nicht überheblich, und meine Augen schauen nicht hochmütig; ich ergehe mich nicht in Dingen, die für mich zu hoch und zu wunderbar sind“ (Ps 130,1). […] Brüder, wenn wir also den höchsten Gipfel der Demut erreichen und rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen wollen, […] dann ist durch Taten, die uns nach oben führen, jene Leiter zu errichten, die Jakob im Traum erschienen ist. Auf ihr sah er Engel herab- und hinaufsteigen. Ganz sicher haben wir dieses Herab- und Hinaufsteigen so zu verstehen: Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch Demut hinauf. Die so errichtete Leiter ist unser irdisches Leben. Der Herr richtet sie zum Himmel auf, wenn unser Herz demütig geworden ist. […] Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen. Stets denke er an alles, was Gott geboten hat […] Zu jeder Stunde sei er auf der Hut vor Sünden und Fehlern […] [Es] spreche der Bruder, der etwas taugt, ständig in seinem Herzen: „Dann bin ich makellos vor ihm, wenn ich mich vor meiner Bosheit in acht nehme.“ Den Eigenwillen zu tun, verwehrt uns die Schrift, wenn sie sagt: „Von deinem Willen wende dich ab!“ Dass aber Gottes Wille in uns geschehe, darum bitten wir ihn im Gebet. […] Die Augen des Herrn wachen über Gute und Böse und der Herr blickt immer vom Himmel auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht […] Wenn also der Mönch alle Stufen auf dem Wege der Demut erstiegen hat, gelangt er alsbald zu jener vollendeten Gottesliebe, die alle Furcht vertreibt. Aus dieser Liebe wird er alles, was er bisher nicht ohne Angst beobachtet hat, von nun an ganz mühelos, gleichsam natürlich und aus Gewöhnung einhalten, […] aus Liebe zu Christus, aus guter Gewohnheit und aus Freude an der Tugend. Dies wird der Herr an seinem Arbeiter, der von Fehlern und Sünden rein wird, schon jetzt gütig durch den Heiligen Geist erweisen.

Zuletzt geändert: 20 August 2022