Sonntag, 21. August : Hl. Cäsarius von Arles

Gebt gut acht, geliebte Brüder: Die Heiligen Schriften wurden uns sozusagen als Briefe aus unserer Heimat überliefert. Unsere Heimat ist nämlich das Paradies; unsere Eltern sind die Patriarchen, Propheten, Apostel und Märtyrer; unsere Mitbürger sind die Engel; unser König ist Christus. Als Adam sündigte, wurden wir sozusagen ins Exil dieser Welt hinausgeworfen. Doch da unser König treuer und barmherziger ist, als man denken oder sagen kann, hat er sich herabgelassen, uns durch die Patriarchen und Propheten die Heiligen Schriften als Einladungsbriefe zu schicken, mit denen er uns in unser ewiges und ursprüngliches Vaterland einladen wollte. […] In seiner unaussprechlichen Güte hat er uns eingeladen, mit ihm zu herrschen. Wofür halten sich unter diesen Umständen aber die Diener, die […] sich noch nicht einmal dazu herablassen, die Briefe zu lesen, die uns in die Seligkeit des Himmelreichs einladen? […] „Wer das nicht anerkennt, wird nicht anerkannt“ (1 Kor 14,38). Sicher wird Gott dem, der es versäumt, Gott in dieser Welt durch die Lesung der heiligen Texte zu suchen, seinerseits die Aufnahme in die ewige Glückseligkeit verweigern. So einer muss befürchten, dass ihm die Türen verschlossen werden, dass man ihn draußen stehen lässt, zusammen mit den törichten Jungfrauen (vgl. Mt 25,10), und dass er es verdient, zu hören: „Ich weiß nicht, wer ihr seid; ich kenne euch nicht; weg von mir, die ihr Böses tut.“ […] Wer von Gott erhört werden will, der muss damit anfangen, auf Gott zu hören. Wie könnte er die Stirn haben, von Gott zu verlangen, dass dieser ihn erhört, wenn er selbst ihn so wenig beachtet, dass er es versäumt, seine Gebote zu lesen?

Zuletzt geändert: 21 August 2022