Sonntag, 28. August : Hl. Bruno von Segni

Der Herr war zu einem Hochzeitsmahl geladen worden. Als er nun die anderen Gäste betrachtete, fiel ihm auf, dass sich alle die vordersten Plätze aussuchten […], weil jeder mehr als die anderen gelten und sich über die anderen stellen wollte. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis (Lk 14,16–24), das, selbst wenn man es wörtlich nimmt, sehr nützlich und für alle notwendig ist, die in den Augen der Leute etwas gelten wollen und Angst davor haben, herabgesetzt zu werden. […] Doch da diese Geschichte ein Gleichnis ist, enthält sie eine Bedeutung, die den wörtlichen Sinn übersteigt. Betrachten wir also näher, was das für eine Hochzeit ist und wer die Eingeladenen sind. Die Hochzeit vollzieht sich täglich in der Kirche. Jeden Tag feiert der Herr Hochzeit, denn jeden Tag vereinigt er sich mit den Seelen der Gläubigen, die getauft werden oder aus dieser Welt in das Himmelreich hinübergehen. Und wir, die wir den Glauben an Jesus Christus und das Siegel der Taufe empfangen haben, sind alle eingeladen zu dieser Hochzeit. Dort ist ein Tisch für uns gedeckt, von dem es in der Schrift heißt: „Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde“ (Ps 23(22),5). Wir finden darauf die Opferbrote, das Mastkalb, das Lamm, das die Sünden der Welt hinwegnimmt (vgl. Ex 25,30; Lk 15,23; Joh 1,29). Hier wird uns das lebendige Brot gereicht, das vom Himmel herabkommt, und der Kelch des Neuen Bundes (vgl. Joh 6,51; 1 Kor 11,25). Hier werden uns die Evangelien und die Apostelbriefe, die Bücher des Mose und der Propheten vorgesetzt, wie überaus köstliche Speisen. Was könnten wir uns also mehr wünschen? Warum sollten wir nach den ersten Plätzen Ausschau halten? Welchen Platz auch immer wir wählen, wir haben alles im Überfluss und es fehlt uns an nichts.

Zuletzt geändert: 28 August 2022