Montag, 12. September : Hl. Franziskus von Assisi

Daher bitte ich in der Liebe, die Gott ist, alle meine Brüder, ob sie nun predigen, beten oder arbeiten, sowohl die Kleriker wie die Laien, dass sie danach trachten, sich in allem zu demütigen, sich nicht zu rühmen, weder selbstgefällig zu sein noch innerlich sich zu erheben wegen guter Worte und Werke, überhaupt über gar nichts Gutes, das Gott bisweilen in ihnen und durch sie tut oder spricht und wirkt, gemäß dem Wort des Herrn: „Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister unterworfen sind“ (Lk 10,20). Und wir sollen fest überzeugt sein, dass nur Laster und Sünden zu uns gehören. Und wir müssen uns mehr freuen, wenn wir in mancherlei Versuchungen geraten (vgl. Jak 1,2) und wenn wir in dieser Welt um des ewigen Lebens willen vielerlei Ängste und Trübsale an Seele und Leib ertragen. Darum wollen wir Brüder uns alle hüten vor jeglichem Stolz und eitlem Ruhm. Und wir wollen uns in Acht nehmen vor der Weisheit dieser Welt und vor der Klugheit des Fleisches (vgl. Röm 8,6). Denn der Geist des Fleisches drängt und treibt sehr an, Worte zu machen, wenig aber zum Wirken. Und er sucht nicht die Frömmigkeit und innere Heiligkeit des Geistes, sondern will und ersehnt eine Frömmigkeit und Heiligkeit, die nach außen hin den Menschen auffällt. Und das sind jene, von denen der Herr sagt: „Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen“ (Mt 6,2). Der Geist des Herrn aber will, dass das Fleisch abgetötet und verachtet sei, unbedeutend, unbeachtet und schändlich. Und er strebt nach Demut und Geduld, nach reiner Einfalt und dem wahren Frieden des Geistes. Und über alles ersehnt er stets die Gottesfurcht und die göttliche Weisheit und die göttliche Liebe des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Zuletzt geändert: 12 September 2022