Sonntag, 18. September : Hl. Gregor von Nazianz

Du musst dir darüber im Klaren sein, woher deine Existenz kommt: der Atem, der Verstand und als Kostbarstes die Erkenntnis Gottes; woher deine Hoffnung auf das Himmelreich kommt und die Hoffnung, die Herrlichkeit Gottes zu schauen, von der du jetzt, wie in einem Spiegel, nur rätselhafte Umrisse wahrnimmst, die du dann aber in ihrer ganzen Klarheit und Pracht schauen wirst (vgl. 1 Kor 13,12). Woher kommt es, dass du Kind Gottes und Miterbe Christi (vgl. Röm 8,16–17), ja sogar selbst, wenn ich so sagen darf, ein Gott bist? Woher kommt das alles und durch wen? Oder, um von weniger bedeutsamen Dingen zu sprechen, von Dingen die man sehen kann: Wer hat dir gegeben, die Schönheit des Himmels zu sehen, den Lauf der Sonne, den Zyklus des Mondes, die unzähligen Sterne und in all dem die Harmonie und Ordnung, mit der sie gelenkt werden? […] Wer hat dir den Regen geschenkt, den Ackerbau, die Nahrungsmittel, die Künste, die Gesetze, die Stadt, ein zivilisiertes Leben und vertraute Beziehungen zu deinen Mitmenschen? Ist nicht alles von ihm, der vor allem anderen und als Gegenleistung für all seine Gaben von dir verlangt, dass du die Menschen liebst? […] Wenn nun er, unser Gott und unser Herr, sich nicht schämt, unser Vater genannt zu werden, sollten wir dann unsere Brüder verleugnen? Nein, meine Brüder und Freunde, lasst uns keine unehrlichen Verwalter der uns anvertrauten Güter sein.

Zuletzt geändert: 18 September 2022