Dienstag, 11. Oktober : Hl. Ambrosius

„O ihr Pharisäer! Ihr haltet […] Becher und Teller außen sauber“ (Lk 11,39). Wie du siehst, werden unsere Leiber ausdrücklich mit solchen irdischen und zerbrechlichen Dingen bezeichnet, die, wenn sie nur von geringer Höhe jäh herabfallen, in Scherben gehen. Und wie der Inhalt eines Bechers, so schimmert auch das leicht nach außen durch, was der Geist im Inneren durch die leiblichen Sinne und Handlungen an den Tag gelegt wissen will. […] Nicht also das Äußere an diesem Becher oder dieser Schüssel, wie du siehst, sondern das Innere verunreinigt. Darum zeigte der Herr als guter Lehrer, wie wir unsere leibliche Makel reinwaschen sollen, indem er mahnt: „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein“ (Lk 11,41). Wie viele Heilmittel, wie du siehst! Es reinigt uns die Barmherzigkeit, es reinigt uns Gottes Wort, wie geschrieben steht: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe“ (Joh 15,3). Die ganze prächtige Stelle zielt nun von jetzt an (vgl. Lk 11,42ff.) – insofern sie uns zum eifrigen Streben nach schlichter Wahrheit anspornt – auf die Verurteilung der unnützen, irdischen Bräuche der Juden ab, die ihrer fleischlichen Auffassung des Gesetzesinhaltes zufolge nicht umsonst mit einem Glasgefäß und einer Schüssel ob deren Zerbrechlichkeit verglichen werden, eine Observanz beobachten, die bei uns keineswegs in Brauch ist, jene aber, in der die Frucht unserer Hoffnung beruht, ablehnen und daher mit der Verachtung des Besseren schwere Schuld auf sich laden. Und doch wird auch ihrer Verschuldung Vergebung in Aussicht gestellt, wenn Mildherzigkeit ihr folgt.

Zuletzt geändert: 11 October 2022